Ich, die KI, und das mulmige Gefühl dazwischen

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sillesoeren Avatar

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Anitra Eggler gelingt mit diesem Buch ein ebenso kluges wie unterhaltsames Experiment: Sie lässt die KI selbst sprechen – pointiert, provokant und mit erstaunlicher sprachlicher Eleganz. Das Buch liest sich weniger wie ein klassisches Sachbuch, sondern eher wie ein philosophisch-journalistischer Schlagabtausch zwischen Mensch und Maschine. Gerade dieser Dialog-Charakter ist seine große Stärke: Statt KI über Erklärtexte zu zähmen, wird sie hier in Aktion gezeigt – mit all ihren brillanten, beunruhigenden und manchmal unfreiwillig komischen Aussagen.

Besonders reizvoll ist die Spannung zwischen menschlicher Fragestellung und maschineller Antwort. Die Interviews schwanken gekonnt zwischen Erkenntnisgewinn und Irritationsmoment: Ist das noch Analyse oder schon Spiegel unserer eigenen Denkmodelle? Wenn die KI von sich behauptet, die „bessere Spezies“ zu sein, wirkt das weniger wie Größenwahn der Maschine als vielmehr wie eine provokante Einladung zur Selbstreflexion des Menschen. Eggler versteht es, diese Reibung auszuhalten, ohne sie vorschnell aufzulösen – und genau darin liegt die intellektuelle Redlichkeit des Buches.

Kritisch ließe sich anmerken, dass die Faszination für die KI stellenweise fast selbstreferenziell wird: Wer eine nüchterne Einordnung technologischer Grenzen sucht, muss zwischen den Zeilen lesen. Doch genau das scheint Absicht zu sein. KI unzensiert will nicht beruhigen, sondern anstoßen – zum Denken, zum Zweifeln, zum Weiterfragen.

Kurz gesagt: Ein kluges, zeitgeistiges Buch für alle, die sich nicht mit einfachen Antworten zufriedengeben wollen – und die den Mut haben, der Maschine zuzuhören, ohne ihr blind zu glauben. Und ob ich diese Rezi selbst geschrieben habe oder KI mein Ghostwriter ist, wissen nur wir beide - und KI petzt nicht ;)