Beeindruckendes Debüt

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„Killer Potential“ von Hannah Deitch ist ein fesselnder Debütroman, der Thriller-Elemente mit gesellschaftskritischer Tiefe und einer queeren Liebesgeschichte verbindet. Die Geschichte folgt Evie Gordon, einer ehemaligen Musterschülerin, die nach ihrem Abschluss an einer Eliteuniversität in Schulden versinkt und als Nachhilfelehrerin für die Kinder der Superreichen in Los Angeles arbeitet. Ihr Leben nimmt eine drastische Wendung, als sie eines Tages das Anwesen der Familie Victor betritt und die ermordeten Eltern sowie eine gefesselte Frau vorfindet. In Panik flieht Evie mit der befreiten Frau, Jae, und wird zur meistgesuchten Person des Landes.
Deitchs Erzählweise ist temporeich und pointiert, wobei sie Evies Innenleben mit scharfsinnigen Beobachtungen über Klassenunterschiede und gesellschaftliche Erwartungen durchdringt. Die Dynamik zwischen Evie und der zunächst stummen Jae entwickelt sich von gegenseitigem Misstrauen zu einer intensiven Verbindung, die sowohl von Überlebensinstinkt als auch von aufkeimender Liebe geprägt ist. Diese Beziehung verleiht dem Roman eine emotionale Tiefe, die über das reine Thriller-Genre hinausgeht.
Ein zentrales Thema des Romans ist die Kritik an der amerikanischen Vorstellung von Meritokratie und sozialem Aufstieg. Evies Erfahrungen spiegeln die Enttäuschung vieler junger Menschen wider, die trotz harter Arbeit und Bildung nicht die versprochenen Erfolge erzielen. Deitch nutzt Evies Geschichte, um die dunklen Seiten des Kapitalismus und die Illusion des „amerikanischen Traums“ zu beleuchten.
Obwohl ich diesen Roman als überwiegend sehr gut gelungen beurteilen würde, sehe ich auch hier und da kritische Elemente. Es gibt Handlungselemente die ich als wenig glaubwürdig erachte und ich hätte mir auch eine tiefere Ausarbeitung von Jaes Hintergrundgeschichte gewünscht.
Insgesamt ist „Killer Potential“ ein beeindruckendes Debüt, das Spannung, gesellschaftliche Relevanz und emotionale Komplexität vereint. Für Leser, die Thriller mit Tiefgang und einer starken Protagonistin schätzen, ist dieser Roman eine klare Empfehlung.