Eher verschenktes Potential
Hannah Deitch legt mit Killer Potential ein Debüt vor, das mit einem sehr starken Einstieg punktet, im weiteren Verlauf aber spürbar an Spannung und Biss verliert. Das Buch beginnt, wie man es sich bei einem Thriller nur wünschen kann, eine interessante Protagonistin, ein sonderbarer Tatort und viel zu verlieren. Eigentlich hätte es nur eine ganz gewöhnliche Nachhilfestunde werden sollen, so wie jeden Tag, doch auf einmal steht Evie Gordon in dem Beverly Hills Traumhaus ihrer Klienten und ihre Welt ist nicht mehr dieselbe. Jemand hat Mr. Und Mrs. Victor brutal ermordet und ausgerechnet Evie ist als erste am Tatort. Sie will gerade um Hilfe rufen, da entdeckt sie einen weiteren Schrecken im Inneren des Hauses. Eine Frau, eingesperrt, offensichtlich misshandelt, dehydriert und anscheinend so verstört, dass sie kein Wort über die Lippen bringt. Was tut man nun in einer solchen Lage? Doch noch während Evie versucht durch diese unmögliche Situation zu navigieren, wird ihr jede Entscheidung abgenommen, als sich die Ereignisse überschlagen und sie auf einmal gezwungen ist die Flucht zu ergreifen. Plötzlich ist Evie die meistgesuchte Frau im ganzen Land. Von SAT-Tutorin zur Killerin. Das hätte nicht ihre Geschichte sein sollen – doch jetzt ist sie mittendrin.
So stark die Prämisse ist, so enttäuschend war für mich leider das, was am Ende daraus gemacht wurde. Statt einem tempo- und wendungsreichen Thriller entfaltet sich nach dem aufregenden Einstieg ein eher zähflüssiger Roadtrip, der nur vereinzelte Spannungsspitzen zu bieten hatte. Die Handlung plätschert überwiegend vor sich hin, ohne wirklich viel zu bieten oder auch nur neue Impulse für eine Entwicklung zu setzen. Größtenteils verliert sie sich in den immergleichen Abläufen aus Tanken, Autofahren und dem obligatorischen Halt bei McDonalds oder Starbucks. Ermittlungen finden im Grunde gar keine statt. Die Polizei agiert furchtbar klischeehaft, überzogen und ineffektiv. Man hat sich auf Evie als erstbeste Täterin eingeschossen und auf einmal wird daraus eine landesweite Hexenjagd. Aus dramaturgischen Gründen kann ich das verstehen, aber mir fehlte ein vernünftiges Gegengewicht zu dieser überzogenen Fahndung. Irgendwelche neuen Erkenntnisse, DNA Spuren (das Haus müsste voll davon sein) oder Befragungen im Umfeld der Victors. Stattdessen sucht das ganze Land nach wenigen Stunden nach Evie Gordon und niemand interessiert sich für irgendwelche Fakten. Es besteht auch kein wirkliches Interesse an ihrer Begleitung. Der Polizei gelingt es nicht einmal selbst deren Namen zu ermitteln. Natürlich muss man berücksichtigen, dass alles aus Evies Perspektive geschildert wird und so beim Leser ankommt, wie sie es wahrnimmt, aber mir hat dahingehend einfach was gefehlt. Auch Evie selbst, angeblich hochintelligent, liefert kaum neue Erkenntnisse. Sie setzt sich im Großen und Ganzen kaum mit dem Fall auseinander. Sie entwickelt mit der Zeit eine Theorie über den Mord an den Victors und ist fest davon überzeugt, dass das die einzig richtige Antwort auf alle Fragen sein kann, dabei ist diese so absurd, dass ich als Leserin nur die Augen darüber verdrehen konnte.
Mit den Defiziten in der Handlung hatte ich darauf gehofft, dass die Protagonistinnen das Ruder nochmal herumreißen könnten, aber auch hier ist der Funke für mich nicht übergesprungen. Anfangs fand ich Evie sehr interessant. Ich mag ambivalente Figuren, besonders solche, die nicht typischerweise gut oder auf Anhieb symphytisch sind. Allerdings ist es ein Balanceakt die Figur nicht zu sehr ins unsympathische abrutschen zu lassen. Mit Evie war das leider so für mich. Manche Aspekte ihrer Persönlichkeit waren gut ausgestaltet und nachvollziehbar, aber insgesamt wirkt sie wie ein klassisches „Mean-Girl“, das sich selbst überschätzt. Der einzige Grund sie noch anzufeuern war ihre Unschuld bei dem ganzen Schlamassel, aber selbst das war irgendwann nicht mehr möglich.
Auch die Romanze zwischen ihr und ihrer Begleiterin hat mich nicht abholen können. Die Autorin hat auf eine Bonnie und Clyde Dynamik abgezielt, aber als Bonnie und Bonnie Variante, was ich als Idee sehr cool finde, hier aber einfach nicht gefühlt habe. Evie und ihre Begleiterin wechseln für die Hälfte des Buches kaum ein Wort miteinander, jede Interaktion ist überschattet von der Flucht, bis von jetzt auf gleich die Stimmung zwischen ihnen zu etwas Romantischem umschlägt. Dabei kennt Evie – und auch der Leser – die Andere nicht wirklich. Man lernt erstmal nur das Bild kennen, dass Evie sich von ihr ausgemalt und zusammengereimt hat. Eine merkwürdige Basis für eine „wir gegen den Rest der Welt“-Romanze.
Als Pluspunkt zum Schluss, kann ich immerhin den Schreibstil hervorheben. Das Buch ließ sich recht gut lesen, angenehm und flüssig. Auch das Coverdesign gefällt mir richtig gut, das will ich nicht unerwähnt lassen. Über die inhaltlichen Schwächen tröstet das aber nur teilweise hinweg. Insgesamt hat mich das Buch als Thriller nicht so richtig überzeugt. Trotz der wirklich spannenden Idee ließ die Umsetzung für mich zu wünschen übrig. Deshalb bekommt Killer Potential von mir 2 bis 2.5 Sterne.
So stark die Prämisse ist, so enttäuschend war für mich leider das, was am Ende daraus gemacht wurde. Statt einem tempo- und wendungsreichen Thriller entfaltet sich nach dem aufregenden Einstieg ein eher zähflüssiger Roadtrip, der nur vereinzelte Spannungsspitzen zu bieten hatte. Die Handlung plätschert überwiegend vor sich hin, ohne wirklich viel zu bieten oder auch nur neue Impulse für eine Entwicklung zu setzen. Größtenteils verliert sie sich in den immergleichen Abläufen aus Tanken, Autofahren und dem obligatorischen Halt bei McDonalds oder Starbucks. Ermittlungen finden im Grunde gar keine statt. Die Polizei agiert furchtbar klischeehaft, überzogen und ineffektiv. Man hat sich auf Evie als erstbeste Täterin eingeschossen und auf einmal wird daraus eine landesweite Hexenjagd. Aus dramaturgischen Gründen kann ich das verstehen, aber mir fehlte ein vernünftiges Gegengewicht zu dieser überzogenen Fahndung. Irgendwelche neuen Erkenntnisse, DNA Spuren (das Haus müsste voll davon sein) oder Befragungen im Umfeld der Victors. Stattdessen sucht das ganze Land nach wenigen Stunden nach Evie Gordon und niemand interessiert sich für irgendwelche Fakten. Es besteht auch kein wirkliches Interesse an ihrer Begleitung. Der Polizei gelingt es nicht einmal selbst deren Namen zu ermitteln. Natürlich muss man berücksichtigen, dass alles aus Evies Perspektive geschildert wird und so beim Leser ankommt, wie sie es wahrnimmt, aber mir hat dahingehend einfach was gefehlt. Auch Evie selbst, angeblich hochintelligent, liefert kaum neue Erkenntnisse. Sie setzt sich im Großen und Ganzen kaum mit dem Fall auseinander. Sie entwickelt mit der Zeit eine Theorie über den Mord an den Victors und ist fest davon überzeugt, dass das die einzig richtige Antwort auf alle Fragen sein kann, dabei ist diese so absurd, dass ich als Leserin nur die Augen darüber verdrehen konnte.
Mit den Defiziten in der Handlung hatte ich darauf gehofft, dass die Protagonistinnen das Ruder nochmal herumreißen könnten, aber auch hier ist der Funke für mich nicht übergesprungen. Anfangs fand ich Evie sehr interessant. Ich mag ambivalente Figuren, besonders solche, die nicht typischerweise gut oder auf Anhieb symphytisch sind. Allerdings ist es ein Balanceakt die Figur nicht zu sehr ins unsympathische abrutschen zu lassen. Mit Evie war das leider so für mich. Manche Aspekte ihrer Persönlichkeit waren gut ausgestaltet und nachvollziehbar, aber insgesamt wirkt sie wie ein klassisches „Mean-Girl“, das sich selbst überschätzt. Der einzige Grund sie noch anzufeuern war ihre Unschuld bei dem ganzen Schlamassel, aber selbst das war irgendwann nicht mehr möglich.
Auch die Romanze zwischen ihr und ihrer Begleiterin hat mich nicht abholen können. Die Autorin hat auf eine Bonnie und Clyde Dynamik abgezielt, aber als Bonnie und Bonnie Variante, was ich als Idee sehr cool finde, hier aber einfach nicht gefühlt habe. Evie und ihre Begleiterin wechseln für die Hälfte des Buches kaum ein Wort miteinander, jede Interaktion ist überschattet von der Flucht, bis von jetzt auf gleich die Stimmung zwischen ihnen zu etwas Romantischem umschlägt. Dabei kennt Evie – und auch der Leser – die Andere nicht wirklich. Man lernt erstmal nur das Bild kennen, dass Evie sich von ihr ausgemalt und zusammengereimt hat. Eine merkwürdige Basis für eine „wir gegen den Rest der Welt“-Romanze.
Als Pluspunkt zum Schluss, kann ich immerhin den Schreibstil hervorheben. Das Buch ließ sich recht gut lesen, angenehm und flüssig. Auch das Coverdesign gefällt mir richtig gut, das will ich nicht unerwähnt lassen. Über die inhaltlichen Schwächen tröstet das aber nur teilweise hinweg. Insgesamt hat mich das Buch als Thriller nicht so richtig überzeugt. Trotz der wirklich spannenden Idee ließ die Umsetzung für mich zu wünschen übrig. Deshalb bekommt Killer Potential von mir 2 bis 2.5 Sterne.