Ein Buch, das einem die Augen öffnet

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Ich interessiere mich schon seit längerem für das Thema Gleichberechtigung, muss allerdings gestehen, dass ich mich dennoch leider noch nicht allzu viel damit, vor allem außerhalb meines eigenen Tellerrandes, auseinandergesetzt habe. Daher war ich auch umso interessierter daran, "Kim Jiyoung, geboren 1982" zu lesen, da man in diesem Buch keinen Einblick in das Leben einer europäischen Frau bekommt, sondern einer Frau aus Japan, deren Alltag noch viel mehr von Ungerechtigkeiten geprägt ist, als es bei uns der Fall ist.

Ich fand den Schreibstil sehr flüssig und insgesamt wirklich gut gelungen, allerdings meines Erachtens nach, für diese Thematik etwas zu nüchtern. Ich hätte mir etwas mehr Emotionen gewünscht, sodass man sich besser in Kim Jiyoung hätte hineinversetzten können. Dennoch hat dieser nüchterne und distanzierte Schreibstil auch durchaus den positiven Nebeneffekt, dass Fakten fast beiläufig in den Text mit eingewebt werden können, ohne dass dies groß auffiel. Dadurch habe ich für mich persönlich auch noch einiges mehr an Input aus diesem Buch mitnehmen können.

Mir hat sehr gut gefallen, dass man am Anfang des Buches einen kurzen Einblick in das derzeitige Leben von Jiyoung erhalten hat und danach in einem linearen Verlauf das Leben von Kim beschrieben wurde - von ihrer Geburt an bis zu dem Punkt, an dem sie zuletzt stand - und man dadurch sehr gut nachvollziehen konnte, was sie alles durchleben musste, um letztendlich an diesen Punkt zu gelangen.

Dadurch dass ich selber zu der weiblichen Bevölkerung der Erde gehöre, hat es mich dementsprechend natürlich sehr entsetzt, zu lesen, wie die Zustände in Korea für Frauen in den letzten Jahren aussehen und größtenteils auch heute noch aussehen. Obwohl ich vor dem Lesen des Buches schon eine grobe Vorstellung davon hatte, wie der Alltag in Korea für Frauen in etwa aussehen müsste, war das, was ich mir ausgemalt habe, bei weitem nicht so schlimm wie das, was ich im Laufe von "Kim Jiyoung, geboren 1982" erfahren musste. Dagegen können wir uns in Europa schon beinahe glücklich schätzen, dass wir heutzutage zumindest von den meisten Menschen keine große Sonderbehandlung mehr im Vergleich zu Männern erfahren müssen, auch wenn wir natürlich dennoch noch lange nicht den Punkt erreicht haben, an dem wir stehen sollten.

Das Buch "Kim Jiyoung" hat mir konnte mir definitiv die Augen öffnen, wie viel Ungerechtigkeit manche Frauen auf der Welt tatsächlich noch erfahren müssen, vor allem durch Männer, aber wie ich erschreckenderweise auch feststellen musste, auch durch Frauen, da sie selber nie etwas anderes gelernt haben und mit diesen Idealen aufgewachsen sind. Abschließend kann ich nur noch mal betonen, dass mich dieses Buch wirklich in vielerlei Hinsicht bereichert hat und meinen Horizont erweitern konnte, obwohl es nur eine Seitenlänge von ca. 200 Seiten besitzt und ich finde, dieses Buch sollte wirklich jeder gelesen haben!