Ein unglaublich tolles und wichtiges Buch! Definitiv ein Jahreshighlight!

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pondofwords Avatar

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Cho Nam-Joo beschreibt in einer sehr klaren und nüchternen Sprache das Leben einer Frau namens Kim Jiyoung. Die Geschichte ist in 4 Abschnitten von 1982-2015 aufgeteilt.

Als Leser hat man eine gewisse Distanz zu der Protagonistin. Sie wird nicht großartig beschrieben und man erfährt nicht allzu viel zu ihrer Person. Kim Jiyoung wird als eine gewöhnliche koreanische Frau dargestellt. Sie steht für eine von vielen. In der Geschichte geht es nicht um sie als Person, sondern um ihre Erfahrungen. Das merkt man auch an dem eher nüchternen Schreibstil. Die Erfahrungen, die Jiyoung macht, werden nicht bewertet, sie werden objektiv dokumentiert. Cho Nam-Joo möchte nicht, dass man sich auf Kim Jiyoungs Schicksal fixiert. Sie möchte auf alle Frauen, die dasselbe erleben, aufmerksam machen.

Untermauert werden Jiyoungs Erfahrungen mit Fakten und Statistiken, die die Autorin immer wieder in die Geschichte einwebt. Ich für meinen Teil wusste nicht allzu viel über die koreanische Gesellschaft und fand die Studien sehr hilfreich und interessant. Außerdem fügten sie sich gut in die Geschichte ein, sodass man nie das Gefühl hatte, dass das Geschehen unterbrochen wird.

Stellenweise machten mich die alltäglichen Ungerechtigkeiten, die Jiyoung erfährt, richtig wütend. Was ihr widerfährt und wie viele Steine ihr und den anderen Frauen in den Weg gelegt werden, ist wahnsinnig unfair. Teilweise wurden die Frauen selbst für diese Benachteiligungen und Belästigungen verantwortlich gemacht.Immer wieder werden Situationen beschrieben, in denen Frauen benachteiligt werden, wie in der Schule, wo Mädchen strengere Kleidungsregeln haben. Oder in der Arbeit, wo sich Frauen anzügliche Bemerkungen und Witze gefallen lassen müssen. Nur um dann zu sehen, dass nur Männer befördert werden und die gut bezahlten Stellen bekommen.

Jiyoung muss immer zurückstecken und doch hat man das Gefühl, dass sie sich nicht entmutigen lässt. Erst als ihre Tochter geboren wird und Jiyoung ihren hart erkämpften Job aufgeben muss, merkt man, dass sie kurz vor einem Zusammenbruch steht.

Cho Nam-Joo’s Roman hat mich tief berührt. Ich würde jedem empfehlen, dieses Buch zu lesen. Es regt zum Nachdenken und Diskutieren an. Ich finde es wichtig, dass man solche Themen anspricht und darauf aufmerksam macht. Und auch wenn in Deutschland die Situation viel besser ist, sollten wir nicht vergessen, dass es auch bei uns immer noch Benachteiligungen und Ungerechtigkeiten gibt.