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danielle2107 Avatar

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"Kim Jiyoung, geboren 1982" erzählt aus dem Leben der jungen Koreanerin Jiyoung von deren Kindheit bis hin in die Zeit, in der sie selbst Mutter wird.

Der Stil der Erzählung ist eher emotionslos, dem Text kann man leicht folgen. Trotz der nüchternen Erzählweise kamen bei mir als Leserin Emotionen auf und ich habe mit der Titelfigur mitgefiebert und -gelitten. Es zeigt sich, vor allem zu Beginn des Buches, wie groß die Kluft zwischen der koreanischen und der mitteleuropäischen Kultur ist. Oder würde in Deutschland heute noch eine Frau ihre Schwangerschaft aufgrund des Geschlechts des Kindes abbrechen? Auch in der Schule und in vielen anderen Situationen wird die Benachteiligung von Mädchen und Frauen sehr klar dargestellt.

Je weiter die Erzählung jedoch fortschreitet, desto mehr konnte ich Parallelen zu unserer "modernen" Kultur in Europa erkennen. Auch hier sind oft Frauen die Opfer körperlicher und psychischer Gewalt. Auch hier fällt es Frauen oft noch schwer, in Führungspositionen zu kommen, fair behandelt und bezahlt zu werden. Auch hier bleibt meistens die Frau zu Hause bei den Kindern, eben weil sie weniger verdient als ihr Mann.

Vom Unterhaltungswert betrachtet, fand ich das Buch von Nam-Joo Cho nicht überragend, allerdings öffnet einem die Lektüre wieder die Augen dafür, wogegen viele von uns bereits abgestumpft sind und was leider Normalität geworden ist. Somit ist das Buch auf jeden Fall empfehlenswert und bewirkt hoffentlich zumindest kleine Änderungen und eine Verbesserung der Situation von Frauen weltweit.