Löbliches Ansinnen

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katrinb Avatar

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Kim Jiyoung ist eine ganz normale koreanische Hausfrau. Als sich ihr erstes Kind ankündigt, gibt sie ihre Arbeit auf, um hinfort nur noch als Ehefrau und Mutter ihre von der Gesellschaft vorgegebene Rolle zu erfüllen. Irgendwann beginnt sie, Symptome einer Psychose zu entwickeln. Ihr Ehemann schickt sie daraufhin zu einem Psychiater und nach und nach wird Jiyoungs Lebensgeschichte aufgerollt. Der / die Leser*in erfährt so von den vielen kleinen und großen Demütigungen, denen sie als Frau in einer männerdominierten Gesellschaft Tag für Tag ausgesetzt war, ohne sich dagegen auflehnen zu dürfen.
Die geschilderten Zustände in Korea erinnern mich stark an die 50er Jahre in Europa oder Amerika, als Frauen auch hier eklatant benachteiligt wurden. Wenn sich seither auch einige Dinge geändert haben - Sexismus ist auch heute noch ein großes Problem. Die Sprache ist sehr knapp und sachlich, was dem Roman den Anstrich eines Sachbuchs gibt. Dazu passen auch die zahlreichen Fußnoten, die auf Zeitungsberichte oder wissenschaftliche Arbeiten verweisen.
So löblich das Anliegen der Autorin auch ist - als Roman funktioniert das Buch für mich nicht wirklich. Zu schemenhaft und klischeehaft sind die Figuren, zu kunstlos die Sprache, zu eintönig und banal die Handlung, die aus einer Aneinanderreihung erniedrigender Erfahrungen der Hauptperson besteht. Positiv empfinde ich, dass das Buch Einblicke in die koreanische Lebenswirklichkeit gewährt, die uns sonst verschlossen bleiben.