Mein persönlicher Buchtipp

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Wir befinden uns im Jahr 2015: Kim Jiyoung führt ein unerfülltes Leben, geprägt von Fremdbestimmung als Frau, Tochter, Mutter und Ehefrau. Ihr Verhalten war stets angepasst und diszipliniert gewesen. Demütigungen und Diskriminierungen erschütterten ihr verbleibendes Selbstbewusstsein und stürzten sie in eine seelische Krise. Es sind kleine und große Grenzüberschreitungen, die sich im Laufe von Kim Jiyoungs Leben summieren, doch nicht immer bewusst wahrgenommen wurden. Dieses Buch erzählt von all diesen Ungerechtigkeiten und dem immensen Gesellschaftsdruck in Korea: beispielsweise kennt vermutlich jede frisch vermählte Ehefrau die häufigen Nachfragen bezüglich der Familienplanung. Kim Jiyoung steht exemplarisch für alle Frauen, die in diesem generationsbedingten Teufelskreis feststecken, die sich zunehmend kraftlos fühlen, bis sie ihre Selbstverwirklichung schließlich aufgeben und sich für ihr vermeintliches Versagen selbst die Schuld geben.

Der Erzählstil ist lakonisch, beinahe beklemmend, denn der Fokus liegt auf der Diskriminierung und weniger auf den glücklichen Momenten in Jiyoungs Leben.
Das Ende ließ mich nachdenklich und wütend zurück. Selbst Menschen, die durch ihre Arbeit oder das eigene Umfeld mit dem Problem der Diskriminierung zwischen Männern und Frauen vertraut sind, sehen sich außer Stande, aus ihren gewohnten Denkmustern auszubrechen. Gerade deshalb, hat mich das Buch sehr gepackt, obwohl mich der unpersönliche Erzählstil emotional auf Abstand hielt. Es ist eine schonungslose Bestandsaufnahme unser Gegenwart und zurecht ein Weltbestseller, der sogar Massenproteste in Korea auslöste.