Prototyp einer Frau aus Korea

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
arizona Avatar

Von

Dieser Roman der aus Seoul stammenden und in Deutschland lebenden Schriftstellerin Cho Nam-Joo handelt von einer Ehefrau und Mutter, Kim Jiyoung – so lautet ja auch der Titel des Buches.

Die Protagonistin ist 33 Jahre alt, lebt in Seoul, arbeitet in einer Marketingfirma, ist verheiratet und hat eine kleine Tochter. Soweit alles normal, wäre da nicht ihr komisches Verhalten, welches sie anläßlich einer Familienfeier zeigt. Sie spricht mit der Stimme ihrer eigenen Mutter, was zu einiger Verwirrung sorgt. Daraufhin fragt ihr Mann bei einem Psychiater um Rat.

Es folgen Rückblicke in ihre Kindheit und Schulzeit. Man erfährt viel über die Ungleichbehandlung von Männern und Frauen in allen Lebensbereichen, ob in der Familie, in der Schule oder im Job.

Das alles ist interessant zu lesen, vor allem ist es auch tragisch, wie doch die Frauen auch noch in der heutigen Zeit dort benachteiligt werden. Die Autorin hat auch immer wieder viele Zahlen eingebaut, und es gibt auch einige Fußnoten mit weiteren Fakten. Dadurch verrückt sich der Roman für mich doch auch etwas in Richtung eines Sachbuchs. Mir kam es zeitweise so vor, als wenn die Autorin mit Kim Jiyoung einfach den Prototyp einer durchschnittlichen koreanischen Frau entworfen hat. Dadurch hat mir oft die Lebendigkeit der Figur gefehlt, da es dadurch recht konstruiert wirkte.

Auch fand ich, dass dieses dünne Büchlein von knapp 200 Seiten sehr abrupt endet. Nachdem es so viel um die Vorgeschichte ging hätte ich auch gern gewusst, wie es denn nun für Kim weitergehen wird. Da fand ich den chronologischen Aufbau nicht so gut gelungen, erst in der Gegenwart zu starten, und dann später (fast) nur noch in der Vergangenheit weiter zu erzählen.