Trauriger Alltagssexismus

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Es ist Alltagssexismus, den die Autorin Nam-Joo Cho hier beschreibt. Erschreckend, dieses Wort, "Alltagssexismus", als wäre es etwas ganz Normales. Aber letztlich ist es genau das - Sexismus ist Normalität. Benachteiligung von Frauen in alltäglichen Situationen, im Beruf, unter Freunden, sogar innerhalb der eigenen Familie und ganz besonders im Zuge der Mutterschaft. Einige Aspekte scheinen in Korea noch weitaus ungerechter und prägender zu sein, aber letztlich gibt es diese Probleme auch bei uns und vermutlich (leider) in jedem anderen Land auf dieser Welt mit unterschiedlicher Härte und Konsequenzen für die Frauen.
Die Autorin schreibt die Geschichte von Kim Jiyoung in einem deskriptiven Stil, der wenig Romanhaftes an sich hat und damit eine so authentische Atmosphäre schafft, als wäre dies eine Biographie. Im letzten Kapitel erschließt sich der Grund für diesen Stil, den ich in seiner Nüchternheit sehr geschätzt habe, weil es verdeutlicht, wie wenig besonders diese Probleme sind, die Kim Jiyoung durch ihre Rolle als Frau und Mutter hat. Beinahe jede Frau auf dieser Welt kann zumindest Teile des Geschilderten sehr gut nachvollziehen, da es ihr selbst so ähnlich passiert ist. Wie schlimm, dass dies unser Alltag ist und wie gut, dass Nam-Joo Cho dieses Buch geschrieben hat, das zu Recht international Aufsehen erregt hat.

Fazit:
Der nüchterne, deskriptive Erzählstil bringt die Dramatik und Verzweiflung dieser jungen Frau auf den Punkt. Man wird wütend, man wird betroffen, man kann das alles nur zu gut verstehen. Ich wünsche mir, dass viele Chefs, Ehemänner, Väter diesen Text lesen und es irgendwann eine Generation geben kann, in denen diese hier dargestellten Geschlechterunterschiede keine Rolle mehr spielen.