Wichtiges Buch, das zum Nachdenken anregt

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melanie82 Avatar

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Das extreme Medienecho und die guten Kritiken haben mich dazu bewogen, „Kim Jiyoung, geboren 1982“ zu lesen und ich wurde nicht enttäuscht. Cho Nam-Joo schildert eindrucksvoll, wie das Leben einer Frau in Korea aussieht und welche Benachteiligungen diese gegenüber Männern erfahren müssen, kurz „wie schwierig es für eine Frau (….) in diesem Land ist, ein erfülltes Leben zu führen“ (Zitat). Die Sprache ist nüchtern und sachlich, sicher auch dadurch bedingt, dass große Teile des Buches aus der Sicht eines Psychiaters, der Jiyoung aufgrund ihrer sich spaltenden Persönlichkeit behandelt, erzählt wird. Das Buch bewegt sich dabei an der Schwelle zum Sachbuch, verstärkt auch durch die Fußnoten, lässt sich aber sehr gut lesen und regt zum Nachdenken an, wenn man das quasi vorherbestimmte Leben von Jiyoungs Mutter, ihr selbst und auch der anderen Frauen in ihrem Umfeld erzählt bekommt. Männliche Nachkommen werden bevorzugt, schon in der Kindheit, und auch später im Berufsleben haben es Frauen deutlich schwerer. Auch wenn man das natürlich alles irgendwie weiß, dass es vor allem in Korea so ist, war zumindest mir das nicht in allen Einzelheiten bekannt , so z.B. dass im Jahr 2014 „jede fünfte verheiratete Südkoreanerin ihren Job wegen Heirat, Schwangerschaft beziehungsweise Kindererziehung“ aufgab. Vor dem Hintergrund der geschilderten ambitionierten Bildungswege, die auch die Frauen zuvor gegangen sind, erschreckend viel. Die Art der Erzählung hat etwas mit mir gemacht und mich teils bedrückt, aber auch Hoffnung schöpfen lassen, da durchaus auch deutlich wurde, dass auch hier für eine bessere Welt gekämpft wird und festgefahrene Strukturen hinterfragt werden.