3.Teil Kinderklinik Weißensee - Lichtblicke in einer dunklen Zeit der Weimarer Republik

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
märchens bücherwelt Avatar

Von

Mit dem 3.Teil erreichen wir eine Zeit, in der sich Berlin politisch stark verändert. Die NSDAP bekommt immer mehr Zuspruch, was sich auch schon in den Schulen abzeichnet.
Auch für die beiden Schwestern Marlene und Emma beginnt eine aufregende Zeit mit vielen Veränderungen, sowohl in der Klinik als auch im privaten Bereich.
Der geheimnisvolle Fremde, der sich als ihr Vater ausgibt und ständig auf und wieder abtaucht lässt sie mit vielen Fragen zurück, dann taucht auf einmal eine Krankenschwester wieder auf, die besonders Emma das Leben sehr schwer macht und auch die Ehen beider Schwestern geraten aufgrund der Umstände massiv unter Druck. Lebhaft wird hier beider Leben parallel geschildert, die ganzen Höhen und Tiefen, die emotionalen Herausforderungen. Auch Emmas Kinder Elisabeth und Theodor haben mit ihren Erlebnissen zu kämpfen - besonders Theodors Geschichte ist mir sehr nahe gegangen, weil er ein so herzensguter und aufmerksamer Junge ist, der so hin und hergerissen zwischen seinen Schulerlebnissen ist und der Rücksicht auf seine hart arbeitenden Eltern. Der Einfluss schon der Schule wird hier toll herausgestellt, was für mich ein genialer Warn- und Lehrfaktor ist.
Dieses Mal fiel es mir allerdings etwas schwer, mich vollkommen in die Geschichte fallen zu lassen - es gab etliche Wiederholungen, besonders was Marlenes und Maximillians verzweifelten Kinderwunsch betrifft, der mit der Zeit eher anstrengend und zäh wirkte.
Dann wird es mit den Hospitalkindern Albert und Gerti wieder hochemotional und spannend. Auch die Gratwanderung der Elevinnen, mit besonders anspruchsvollen Eltern umgehen zu müssen wird eindrucksvoll geschildert, ebenso wie die Verunglimpfung der Klinik durch die Fehlentscheidungen der Oberschwester, die Erwartungshaltung der Eltern, aber auch der wirtschaftlichen Lage, die viele Menschen in die Armut treibt.
Doch so richtig konnte der Spannungsbogen nicht gehalten werden, einiges flachte schnell wieder ab, wechselte in den privaten Bereich, der sich oftmals auch wiederholte und hinzu kommen dann die vielen Missverständnisse, die ich teilweise dann doch etwas ermüdend fand. Speziell die wiederholte Betonung des Reichtums der von Weilerts.
Es war vieles schnell absehbar, wobei selbst das neue Medikament Penicillin nicht ganz so spektakulär ist, wie erhofft.
Dieses Mal waren eher die Nebenfiguren die wirklichen Helden, die mich mehr fasziniert haben, als die Hauptprotagonisten, wie z.B. Willy Pinke, Albert, Gerti und Oma Anna.
Insgesamt bin ich etwas hin und hergerissen, weil ich die Entwicklung der beiden Schwestern und ihrer Tätigkeit gerne lese, die Erfolge und Rückschläge, ihre privaten Erlebnisse- doch hier fehlte mir das gewisse Etwas - was mich mitreißt und bewegt und einige Reaktionen waren zu kindisch und übertrieben.
Die Titelwahl ist passend - Lichtblicke für eine unter Druck geratene Kinderklinik, die einige Misserfolge erleidet, ein politisches System, das vielversprechend klingt, aber dennoch brandgefährlich ist, ebenso wie im privaten Leben ein ständiges Auf und Ab gemeistert werden muss. Wie schon die Vorgängerbände hat das Cover diesen besonderen Wiedererkennungswert, der Einblick in die Zeit und das Geschehen gibt.
Ein guter 3.Teil mit einigen Schwächen- dennoch freue ich mich auch auf Elisabeths Geschichte im 4.Teil und die Nachkriegsjahre.