Jahre des Umbruchs

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matheelfe Avatar

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„...Die neue Oberin war eine Frau mittleren Alters, die sich wohlwollend, kein bisschen von oben herab, umschaute. Sie strahlte Wärme und Besonnenheit aus...“

Emma, die gerade zur Oberschwester berufen wurde, freut sich auf die Zusammenarbeit. Die Freude aber währt nur kurz. Die Oberin muss zurück nach Bayern. Die Stelle bekommt Marie – Luise Fischer.
Die Autorin hat eine abwechslungsreiche Fortsetzung über die Geschichte der Kinderklinik geschrieben. Der Schriftstil ist ausgereift.

„...Manchmal ist es besser, schlecht laufende Dinge zu beenden, anstatt ewig daran festzuhalten...“

Dieser Gedanke zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte. Ob er wirklich immer richtig ist, zeigt das Handlungsgeschehen.
Wir befinden uns im Jahre 1929. In der Gesellschaft beginnt es zu Brodeln. Auch in der Kinderklinik ziehen neue Sitten ein. Die Zusammenarbeit von Emma mit der Oberin gestaltet sich schwierig. Plötzlich werden den Schwestern und Eleven viele Dinge gestatten, die bisher ein Unding waren. Dazu gehört zum Beispiel das Tragen von Schmuck. Es geht zunehmend Beschwerden der Eltern, die den Pflegebereich betreffen.
Marlene geht in ihren Beruf als Ärztin auf. Die Warnung, sich auch Pausen zu gönnen, überhört sie.

„...Seit Monaten schon war einfach zu viel los in ihrem Leben. […] Es fühlte sich an, als würde sie von einem Zeitstrudel durch jeden einzelnen Tag gewirbelt…“

Nach einem Verkehrsunfall aber zieht sie die Konsequenzen. Sie kündigt. Vielleicht klappt es endlich mit der Schwangerschaft.
Theo, Emmas Sohn, wird auf dem Gymnasium gemobbt, weil seine Eltern Sozialdemokraten sind. Der Lehrer verbreitet rechtes Gedankengut. Erst als sich Theo auch dazu bekennt, bekommt er bessere Noten.
Die Autorin versteht es, die Zeitverhältnisse gut im Leben ihrer Protagonisten zu spiegeln. Deutlich wird, wie geschickt das neue Gedankengut in die Köpfe der jungen Menschen gepflanzt wird. Es geht darum, sich von den Eltern und ihren Anschauungen abzusetzen.
Auch in der Kinderklinik ist die neue Oberin mehr auf das Wohl der Eleven als auf das der Patienten bedacht. Das hat Folgen. Plötzlich steht die Existenz der Klinik auf der Kippe.
Marlene fehlt zu Hause eine Aufgabe. Da bekommt sie von ihrem Doktorvater die Information, dass man in England einen Schimmelpilz entdeckt hat, der Bakterien abtötet. Man nennt das Ergebnis Penizillin.
Marlene bringt sich in der Charité in die Forschung ein. Sehr detailliert wird beschrieben, wie ihr Doktorvater und sie dabei vorgegangen sind.
Das Nachwort trennt Realität von Fiktion.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.