Ein letztes Mal geht's in die Kinderklinik Weißensee

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niniste Avatar

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,, Kinderklinik Weißensee-Geteilte Träume " von Antonia Blum ist der 4. Teil und bildet den Abschluss der Reihe um die Kinderklinik Weißensee.
Nachdem ich bereits die vorherigen Bände mit großer Begeisterung gelesen habe, war ich gespannt, was mich nun erwartet. Endlich kann ich wieder in das Leben der Schwestern Emma und Marlene, sowie deren Familien eintauchen.
Ein wunderbares Wiedersehen mit den liebgewonnenen Personen.
Der Krieg ist seit 3 Jahren zuende. Marlene ist noch immer als Ärztin in der Klinik Weißensee tätig, ihre Schwester Emma ist mit viel Herzblut Pflegeleiterin . Berlin ist durche Allierten in Ost und West aufgeteilt. Da im Osten der Stadt wohlhabende Familien als Naziverbündete angesehen werden, greift der sowjetische Besatzter hart durch und vertreibt und enteignet diese Familien. Dies passiert auch Maximilian und Marlene von Weilert. Um ihr Leben zu retten, müssen sie innerhalb von Minuten mit ihrer Tochter Katharina flüchten. Sie kommen in West-Berlin bei Bekannten unter. Die Enteignung und Vertreibung setzt Maximilian so sehr zu, dass er daraufhin verstirbt. Für Lene bricht eine Welt zusammen.
Nun beginnt auch Emmas Tochter Lissi die anspruchsvolle Tätigkeit als Ärztin in der Klinik. Sie möchte so gerne ihre Idee von tiergestützter Therapie bei der Behandlung der Kinder etablieren, doch der neue neue Klinikdirektor Professor Nowikow hält nichts davon.
Obwohl es für Lene offensichtlich ist, daß die Politik der sowjetischen Besatzer nichts Gutes für die Zukunft bringt, kann sie Emma nicht davon überzeugen, ebenfalls in den Westen überzusiedeln. Emma kann und will ihre Heimat, ihre Kinderklinik nicht verlassen und glaubt an das Positive eines Sozialistische Staates, in dem alle Menschen gleich sind. Doch schnell zeigt sich , daß die Versorgung mit den nötigen und wichtigen Materialien, vor allem Medikamenten wie Antibiotika, nicht wirklich funktioniert. Das Gebäude der Klinik ist seit dem Angrif im Krieg stark in Mitleidenschaft gezogen, es muß dringend repariert und saniert werden. Doch auch dafür gibt es kaum Material.
Lissi geht mit in ihrer Arbeit mit den Kindern auf, sie kümmert sich rührend und mit ganz viel Empathie um ihre kleinen Patienten. Und auch ihr Herz gerät ins Stolpern, als der Kollege Dr. Oliviera ihr nähere kommt. Als in der Klinik erste Fälle von Poliomyelitis, Kinderlähmung, auftreten , wird sie so sehr an ihr eigenes Schicksal erinnert, welches ihr Leben stark prägt.
Schon bald treten immer mehr Fälle auf, eine Epidemie hat Berlin erfasst , Medikamente fehlen, so mancher kleiner Patient kann nur durch die Eiserne Lunge am Leben erhalten werden.
Antonia Blum hat mich mit ihrem großartig bildhaften Schreibstil von der ersten Seite an , wieder in den Bann gezogen. Der Text liest sich wunderbar flüssig, die Geschichte ist mitreißend und fesselnd. Die politischen Entwicklungen in Ost und West sind hervorragend recherchiert und dargestellt. Die notdürftige Versorgungslage in der sowjetischen Zone ist authentisch beschrieben, genauso wie die Blockade West-Berlins , die nur durch die Luftbrücke der Allierten die Bevölkerung mit dem Nötigsten versorgen konnte.
Die Schilderungen der Poliomyelitis- Behandlung ist absolut authentisch und hervorragend recherchiert. Auch die gesellschaftlichen Entwicklungen in Ost und West sind perfekt ausgearbeitet. Die Einschränkungen, sowohl in der Versorgung als auch z. Bsp in der freien Meinungsäußerung, in der sowjetischen Zone sind realistisch dargestellt.
Wie werden Emma und Marlene und ihre Familien mit dieser Trennung umgehen? Können sie ihre eigentliche enge Verbundenheit bewahren, obwohl das System und ihre Ansichten sie trennen? Wird Lissi ihren Mut finden und mit aller Kraft für ihre kleinen Parteien kämpfen lassen?
Auch das Cover hat mich wieder überzeugt. Ganz wunderbar passt es zur Reihe. Auf dem Bild ist der kleine Patient Rolf zu sehen, zusammen mit dem Esel Beppo in im Hintergrund die Klinik.
Mich hat dieser 4. Band von der ersten bis zur letzten Seite begeistert, genauso wie die vorherigen Teile. Die Seiten flogen nur so dahin, nur ungern habe ich mich von den liebgewonnenen Familienmitgliedern verabschiedet.
Ein wunderbarer Abschluss, den ich sehr gerne uneingeschränkt weiterempfehle.