Früher war nicht alles besser

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melange Avatar

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Zum Inhalt:
Breen und seine Kollegin Tozer ermitteln in ihrem zweiten Fall. Dieses Mal befassen sie sich mit dem Tod eines jungen Mannes, der gehäutet und ausgeblutet in seiner Wohnung aufgefunden wird. Er entpuppt sich ausgerechnet als drogensüchtiger Sohn eines Abgeordneten, welcher für seine harte Linie bei der Rauschgiftkriminalität bekannt ist. Daher hält sich das Interesse an der Aufklärung sehr in Grenzen und Breen wird behindert, wo es nur möglich ist. Außerdem muss Breen die Kündigung von Tozer hinnehmen und anonyme Drohgebärden verkraften. Als der von ihm als Täter vermutete Ex-Kollege stirbt, gerät er unter Verdacht und wird vom Dienst suspendiert.
Mein Eindruck:
Shaw versteht es sehr gekonnt, Feeling und Flair der 60er Jahre einzufangen: Happenings, aufkommendes Rauschgift, John Lennon, Yoko Ono und eine für die heutige Zeit unvorstellbare Dominanz des männlichen Geschlechts, die gerne in abfälligen Bemerkungen über weibliche Polizistinnen und Frauen insgesamt mündet. Für die Gedanken und Gefühle seines Hauptcharakters zum Leben im Allgemeinen und seinem eigenen im Besonderen nimmt sich der Autor ebenfalls viel Zeit. So erhält der Lesende einen guten Eindruck von einem aus Irland eingewanderten Polizisten ohne familiäre Bindungen und seiner daraus resultierenden Einsamkeit. Ebenfalls wird thematisiert, dass er sich als sehr integre Person nicht besonders gut mit seinen am Rande der Legalität agierenden Kollegen versteht und deshalb ein Außenseiterdasein im Büro führt. Aber obwohl diese Typbeschreibung für den Fortlauf der Geschichte wichtig ist und eigentlich nicht besonders stört, nimmt sie doch so viel Raum ein, dass die Krimi-Handlung ein bisschen zu sehr am Rande vor sich hinvegetiert.
Dieses Buch sollte man eher als Beschreibung der 60er Jahre in England sehen (mit seinen politischen und gesellschaftspolitischen Umbrüchen) und nicht so sehr als spannende Mördersuche, sonst ist die Enttäuschung eher groß.
Und aus diesem Grund fällt mir die Beurteilung schwer. Betrachte ich den Zeitkolorit, vergebe ich vier Sterne, der Krimi bekommt jedoch nur zwei.

Fazit:
Viel Swinging Sixties, zu wenig Tat und Täter
3 Sterne