Kings of London

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Ich hab das Buch von einer Freundin als Urlaubslektüre für eine lange Zugfahrt geliehen bekommen. Titel und Cover sahen sehr interessant aus und die Inhaltsangabe klang nach allgemeinem Krimi, nicht super spannend, aber auf jeden Fall interessant. Da ich relativ viel im Krimibereich lese, hätte ich nicht erwartet, dass das Buch mich doch so begeistern könnte.

Der Sohn des Ministerpräsidenten wird ermordet und brutal zugerichtet aufgefunden. Fast gleichzeitig wird eine weitere Leiche verbrannt in einem durch ein Gasleck explodierten Haus aufgefunden. Zuerst scheinen die beiden Morde nichts miteinander zu tun zu haben. Der zweite Mord soll als Unfall zu den Akten gelegt werden, doch Ermittler Breen lässt der Fall nicht los, so dass er auf eigene Faust weiter ermittelt. Doch irgendjemand scheint ihm Steine in den Weg zu legen und dann bekommt Breen auch noch Morddrohungen.

Ich finde, die Morde sind in diesem Krimi eher nebensächlich, auch wenn sie sehr gut gemacht sind, so dass man nicht von selber so schnell darauf kommt, wie alles miteinander zusammenhängen könnte. Doch nebenher passieren noch so viele Dinge und andere Charaktere tauchen auf, was das Buch nicht mehr oberflächlich, sondern tief werden lässt. Man hat das Gefühl in eine andere Zeit einzutauchen, lernt das London der 60er Jahre kennen mit dessen Hippies, Musikern, Künstlern und auch korrupten Politikern.
Hinzu kommt, dass Tozer, Breens Partnerin bei den Ermittlungen, selber gut als Hippie durchgehen könnte. Sie ist eine der ersten weiblichen Polizistinnen und erkämpft sich tough ihren Platz in der von Männern besetzten Welt. Ich hab zu der Zeit zwar noch nicht gelebt, doch fand es realistisch dargestellt. Durch die vielen Details und lebendigen Charaktere konnte ich mir alles sehr gut vorstellen und ein Gefühl dafür bekommen, wie es zu der Zeit war. Was mir besonders aufgefallen ist: man vergisst doch zu schnell, wie viel früher doch noch geraucht wurde. Nach Lektüre des Buches bin ich echt dankbar für das mittlerweile geltende Rauchverbot in den meisten Kneipen usw.

Ich kenne das Vorgängerbuch "Abbey Road Murder Song" zwar nicht, habe nun aber fest vor, mir auch das noch zu holen, da es sehr interessant klingt, vor allem auf die Londoner Musikszene der 60er Jahre bezogen. Der Autor scheint wirklich gut recherchiert zu haben und sich in diesem Gebiet sehr gut auszukennen.