solide

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wallerie0 Avatar

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Das Cover täuscht. Den Leser erwartet kein Erlebnisbericht der jungen Wilden sondern ein solide aufgebauter Krimi; nicht reißerisch und hoch spannend, doch sehr wohl mit Liebe zum Detail und besonderem Augenmerk auf die Hauptcharaktere. London 1968. es ist die Zeit der Swinging 60s. Doch nicht alle swingen so leicht daher und auch Mörder nehmen sich die scheinbar neue Freiheit. Ein grausiger Leichenfund nach einer Gasexplosion. Doch das prominente Opfer war schon vorher tot. Grausam verstümmelt und mit durchschnittener Kehle liegt der Sohn des Staatssekretärs in den Trümmern des Hauses. Detective Breen übernimmt den Fall. Privat derzeit etwas gebeutelt, doch mit großem Engagement beginnt er seine Ermittlungen. Ihm zur Seite steht Constable Tozer. Sie stehen enorm unter Druck, der Fall soll möglichst diskret gelöst werden. Doch sie kommen nicht recht voran. Keiner hat etwas gesehen oder gehört und auch sonst scheint niemand das Opfer wirklich gekannt zu haben. Alles ist doch sehr mysteriös und undurchsichtig. So bleibt bisweilen auch der Fortgang der Handlung etwas stecken und verliert sich in zwischenmenschlichen Kontroversen unter den Polizeibeamten, die immerhin erfrischende Situationskomik mit einbringen. Dies soll anscheinend den Flair der damaligen Zeit etwas aufleben lassen, wirkt aber eher konstruiert und wird nur am Rande vermittelt – gelegentliches Ein- als dauerndes Untertauchen. Der Kriminalroman besticht auch nicht in erster Linie durch Gruseleffekte sondern vielmehr durch die Beschreibung der Charaktere von Breen und Tozer – der Detective bewegt sich facettenreich zwischen „hartem Hund“ und sensiblem Gentleman, sie wiederum, von einem Hauch aufkeimender Emanzipation erfasst, erscheint wie das genaue Gegenteil. Und Gegensätze ziehen sich ja bekanntlich an. Der Leser allein scheint sie zu verstehen. Für die Menschen um sie herum bleiben sie dennoch irgendwie unnahbar und suspekt. Gediegen und nicht permanent von Action durchzogen, ist die Lektüre doch garantiert gute englische Unterhaltung a lá George Gently, nur, dass Detective Breen erheblich jünger ist.