Swinging London mit seinen Leichen im Keller

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tsubame Avatar

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Dies nun ist der zweite Teil der Trilogie von William Shaw. Nachdem mir bereits der erste Krimi um die beiden Ermittler Breen und Tozer gefallen hatte, habe ich mich sehr auf das neue Buch gefreut. Und schon nach ein paar Seiten hatte mich die Geschichte wieder in ihren Bann gezogen. Dabei sind es für mich nicht hauptsächlich der Fall und die Mordermittlungen, die das Buch so lesenswert machen, sondern die Beziehung der beiden Protagonisten Breen und Tozer und die Schilderungen Londons zur Zeit der Beatles. Außerdem finde ich es interessant, dass immer wieder die traditionelle Rollenverteilung der 60er angesprochen wird, mit der auch die junge Polizistin Helen Tozer täglich zu kämpfen hat. Und Cathal Breen ist kein Alkoholiker oder zynischer Ex-Bulle, sondern ein etwas einsamer und sensibler Polizist, der jahrelang seinen Vater gepflegt hat und nun versucht, ins Leben zurück zu finden.
Der zweite Band der Serie startet mit dem Fund einer verkohlten Leiche, für die sich außer Breen niemand so richtig zu interessieren scheint. Ein Fall, der eben unaufgeklärt bleibt. Damals gab es ja auch noch keine DNA-Analyse oder moderne Datenbanken, auf die man hätte zugreifen können. Alles ist etwas mühseliger im London der 60er, nur harte Drogen wie Heroin bekommt man z.T. noch auf Rezept. Und natürlich gibt es in den Reihen der Polizei immer wieder Beamte, die ihr Gehalt gerne aufstocken würden und ihr Wissen um nicht ganz saubere Geschäfte und die Schwachstellen der Politiker zu ihren Gunsten zu nutzen wissen.
"Kings of London" ist kein reißerischer Krimi, sondern eine Geschichte, bei der vor allem die geschilderten Charaktere im Gedächtnis bleiben. Neben Breen und Tozer gibt es da noch den jungen und ehrgeizigen Jones, der Angst hat wie sein Vater zu werden und sich ein Ventil sucht, wenn er zuviel getrunken hat, die gute Fee der Polizeistation Marilyn, die Breen gerne ein wenig näher käme, Inspector Bailey, den niemand so richtig mag, oder John Carmichael, einen alten Freund Breens, der jetzt bei Scotland Yard arbeitet. Daneben lernt man auch noch etwas über die Kunstwelt und erfährt in den Anmerkungen des Autors am Ende, dass es den im Buch auftretenden Robert Fraser tatsächlich gegeben hat.
Ich kann das Buch all jenen empfehlen, die von einem Krimi mehr erwarten, als das Wüten eines blutrünstigen Serienkillers mit möglichst vielen Opfern.