Tozer und Breen sind zurück

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courfeyrac Avatar

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Ende 1968 in London. Die Stadt hat sich schon lange vom Blitz erholt, nun hat die Moderne die Stadt in ihren Klauen. Das New Scottland Yard ist vor einem Jahr in das neue Gebäude am Broadway umgezogen, die Ringförmigen Autobahnen werden um die City gebaut und für die kleinen Leute errichtet man anonyme Wohntürme.
Und auch in der Gesellschaft verändert sich einiges. Die Nachkriegsgeneration stellt die Werte der Eltern in Frage und flüchtet sich in ganz neue Welten. Musik, bildende Kunst und Lebensstil werden neu erfunden. Drogen gewinnen an Bedeutung. In dieser Welt wirkt Detective Sergeant Breen wie ein Anachonismus, alt für sein Alter, zurückgezogen.
Der Tod seines Vaters lässt ihn einsam in der gemeinsamen Souterrain-Wohnung zurück. Die letzten Jahre hat er sich um ihn gekümmert, denn der aus Irland emigrierte Bauarbeiter war zuletzt pflegebedürftig und Breen sein einziger Sohn.
Und noch ein weiterer Abschied bahnt sich an: Constable Tozer, seine Kollegin aus dem Vorgängerroman "Abbey Road Muder Song", die zur besonderen Person in seinem Leben wurde, will die Polizei und die Stadt verlassen, sich auf dem Land um ihre Eltern und den Bauernhof kömmern. Einerseits aus Pflichtgefühl gegenüber ihren Eltern, andererseits weil die noch sehr männlich dominierten Systeme bei der Londoner Polizei ihre Karrierechancen trotz Talent stark einschränken. Anders als Breen beeindrucken und faszinieren sie jedoch die modernen Tendenzen.Das alles macht die beiden Hauptfiguren zu einem spannenden Team, dem man gerne durch die Geschichte folgt.
Hier haben wir es gleich mit drei Fällen zu tun. Die Fäden dahinter entwirren sich erst langsam und teilweise sehr überraschend, doch für mich stand zu keiner Zeit der Krimi ansich im Vordergrund, denn die Personen und die wandelnde Gesellschaft sind das, was den Roman so lesenswert machen. Dazu trägt auch William Shaws Sprache bei. Oft wirke es im Umgangston etwas roh, aber gerade das trägt zum Bild der Zeit bei.