Freitagabendunterhaltung - ARD

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mike nelson Avatar

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Natürlich weiß 'mann' eigentlich, wenn 'mann' sich ein Buch mit dieser Covergestaltung zur Brust nimmt, dass es um Herzensdinge geht, die nach einigem hin und her, nach einigen Missverständnissen, nach Selbstzweifeln der Hauptpersonen, auch basierend auf vergangenen Beziehungserfahrungen, am Ende gut ausgehen wird, dass die Protagonisten Chloe und Red im Glück vereint zueinander finden werden; auf dem Weg dorthin hat dann so ganz nebenbei jeder die Liebe zu sich selbst (Selbstakzeptanz) entdeckt und begriffen, dass sie die Voraussetzung für ein offen-vertrauensvolles Wir ist. Gleichwohl ist es eine nette Geschichte und erfüllt ihren Zweck, für einige Stunden in eine rosa getönte Welt abtauchen zu dürfen. Auch wenn es vielleicht nicht die perfekten Liebespartner sein sollen (Chloe hat eine chronische Erkrankung und Red ist als Hausmeister gestrandet) - und die Botschaft wohl sein soll, dass die wahre Liebe keinen Standesdünkel kennt und auch Krankheiten keine Rolle spielen - so hat das Ganze doch einen gegenteiligen Effekt: In der Schwäche liegt die Größe... und weil wir alle unsere Schwächen haben, nehmen wir für die Lesezeit natürlich das Identifikationsangebot gerne an! Ein paar überflüssige Klischees stören nur am Rande: der breitschultrige Red in Lederjacke auf dem Motorrad, Chloe als Beifahrerin, ihn eng umkammernd; dass Red ab und an ein kleines Zwiegespräch mit seinem 'besten Stück' hat; und den Austausch von Emails zum Zwecke der Beziehungsanbahnung beherrscht Daniel Glattauer in 'Gut gegen Nordwind' einfach besser. Aber eins muss 'mann' der Autorin lassen - sie kann recht gut erotisch aufgeladene Situationen beschreiben! War mal eine etwas andere Leseerfahrung...