Wunderbar divers und sehr feinfühlig geschrieben

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aer1th Avatar

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Ich muss ehrlich zugeben, hätte im Klappentext nicht gestanden, dass Chloe Brown chronisch krank ist, hätte ich das Buch wahrscheinlich nicht gelesen. Und das wäre schade gewesen, denn ich mochte das Buch.

Chloe Brown hat Fibromyalgie – wie ich. Diese Tatsache führte dazu, dass ich mich sofort mit ihr identifizieren konnte. Glücklicherweise hat es mich nicht ganz so schlimm erwischt wie sie, doch ich konnte alles, was zu dieser Krankheit im Buch geschrieben stand, sehr gut nachvollziehen.
Mit Fibromyalgie werden die leichtesten Dinge des Alltags zur Herausforderung. Putzen, kochen, spazieren gehen – all das kostet Energie, die Chloe häufig nicht hat. Schmerzen bestimmen ihr Leben und schränken sie ein. Nachdem sie fast von einem Auto überfahren wurde und ihr Leben an sich vorbeiziehen sah, hat sie die Entscheidung getroffen, dass sie ihr Leben mehr genießen möchte. Und da Chloe ein großer Listen-Fan ist, hat sie sich eine Art Bucket List geschrieben. Alles Dinge, die sie aus ihrer Komfortzone holen sollen.

Der erste Schritt ist mit dem Auszug von Zuhause getan. Obwohl Chloe eine reiche Familie hat, möchte sie unabhängig sein und zieht in eine kleine Mietwohnung. Dort gibt es einen Hausmeister, Red Morgan, der zu allen überaus freundlich ist, nur zu Chloe irgendwie nicht.
Von den Erlebnissen ihrer Vergangenheit geprägt, hält Chloe durch ihre distanzierte, sarkastische und manchmal auch zynische Art Menschen auf Abstand. Zu häufig wurde sie von vermeintlichen Freunden wegen ihrer Krankheit im Stich gelassen und verlassen.
Durch einen Zufall sieht Chloe in dem ‘unfreundlichen’ Red allerdings die Lösung für ihre Probleme. Er soll ihr helfen, die Punkte auf ihrer Liste abzuarbeiten und dafür bietet sie ihm einen Deal an, den er zähneknirschend akzeptiert.

Ja, für mich klang der Klappentext zuerst auch ein wenig nach Bad Boy trifft unselbstständiges Mädchen und so weiter. Wir alle kennen die Geschichten. Ich war jedoch sowas von positiv überrascht, als sich Redfort Morgan alles andere als ein Bad Boy zeigte. Freundlich äußerst zuvorkommend und tatsächlich selber voller Ängste. Ich habe ihn voll und ganz in mein Herz geschlossen.

Meiner Meinung nach bringt dieses Buch von Talia Hibbert Unbeteiligten die Krankheit Fibromyalgie und was dahintersteckt ein großes Stück näher. Fibromyalgie-Patienten sieht man nicht an, dass sie krank sind und sehr häufig unter ihren Symptomen leiden. Im Gegenteil, die meisten wissen das sehr gut zu verbergen und zu überspielen – so auch Chloe Brown.
Red ist sensibel und aufmerksam genug, um kleinste Signale zu erkennen und darauf zu reagieren und zwar in einer Art und Weise, die Chloe nicht in Verlegenheit bringt. Das war so wunderschön zu lesen. Ich habe mich insgesamt sehr wohl gefühlt beim Lesen und war häufig auch recht emotional. Das ein oder andere Tränchen ist gefallen.

Ich muss sagen, ich fand das Buch wunderbar divers geschrieben, sehr feinfühlig und überhaupt nicht klischeebehaftet. Die Charaktere sind allesamt außergewöhnlich, ohne over the top zu wirken. Talia Hibberts Schreibstil ist bildhaft, humorvoll und einfühlsam – eine schöne Mischung.

Es hat nicht ganz zu fünf Sternen gereicht, wobei ich das gar nicht an konkreten Kritikpunkten festmachen kann, sondern eher an dem Gefühl, das ich beim Lesen hatte. Für die volle Sterneanzahl hat das “Lieblingsbuch-Gefühl” gefehlt, doch mit sehr guten vier Sternen kann ich das Buch wärmstens empfehlen.