Das kleine große Erwachsenwerden

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merkurina Avatar

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Ich kannte die Leseprobe zu dem Buch und diese hatte mich mit einem lakonischen Grundton überzeugt. Der Ton, der dem Text unterlegt schien, war für mich ein etwas schnoddriger, der die Verletzlichkeit nicht zugibt, aber auch nicht ganz verhehlen kann. Als ich nun die Interpretation der Sprecherin des Hörbuchs vernahm, war ich zunächst nicht sehr einverstanden: Manchmal ist der Ton schon arg gefühlig, schmachtend fast, jedenfalls verglichen damit wie ich ihn mir vorstellte.
Es sind kurze Episoden und Beobachtungen, die die namenlose Erzählerin hier zusammenstellt, zunächst rückblickend in die Zeit ihrer Kindheit, der sie ihre Prägung und wohl viel offenen Raum mit schwankenden Fragezeichen entnimmt. Im Weiteren ranken sich die kleinen Textstücke, die jeweils übertitelt und manchmal nur wenige Sätze lang sind, um das WG-Leben, in dem drei Freund:innen den Übergang zur Eigenständigkeit suchen. Je mehr hier ein gewisser Erzählfluss entsteht - mittlerweile wird man mit Personen und ihren Aufenthaltsorten bekannter - umso mehr gewöhnte ich mich an die Interpretin und kam damit zurecht.
Mit gefällt am Text, dass er so ehrlich ist, dass er fast zeitlos wirkt: Kein Glimmer und Glitter, einfach die vielen Unsicherheiten, die bestehen, wenn man plötzlich allein für sich selbst zuständig sein darf und will und muss. Am liebsten ganz cool wäre, wie ein Held oder eine Heldin durch die Tür der Eltern hinaus spaziert und der Welt strahlend gewachsen. Aber es eben auf keinen Fall auf Anhieb und immer ist... Das war auch vor Dekaden schon so, als es mir geschah... Sprachlich sind es feine Miniaturen, gewonnen durch gute Beobachtungsgabe.
Punktabzug gibt es für den sehr plötzlichen Schluss und das wirklich unangenehme Cover.
#NetGalley.de #klarkommen