Confirmation Bias

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chrystally Avatar

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Der Klappentext von „Kleine Monster“ fasst zwar die Geschichte zusammen, wird der Tiefe und Intensität des Buchs jedoch nicht gerecht – Jessica Lind spielt brillant mit den Erwartungen der Lesenden und taucht tief Pias dunklen Gedanken. Schon nach wenigen Seiten hatte mich die Geschichte gefesselt, und ich konnte nicht anders, als das Buch bis spät in die Nacht fertigzulesen.
Interessant fand ich, dass das Geschehen nach dem verkorksten, ausweglos scheinenden Schulvorfall gar nicht so detailliert dargestellt wird. Die einzelnen Episoden, über Monate verteilt, zeigen eine Entwicklung, die ich so nicht erwartet hatte, die aber absolut stimmig war. Viel gewichtiger ist jedoch, dass sie ausreichend Gelegenheit geben, in die Gedankenwelt von Pia einzutauchen – wie sie das Geschehen erlebt, die Veränderung in der Beziehung zu ihrem Mann und ihrem Sohn, wie sie ihr Erziehungsverhalten hinterfragt (als bindungsorientierte Eltern fühlt man sich oft ertappt), welche Erinnerungstüren sich auftun und wie sich immer klarer zeigt, welche Altlasten die vermeintlichen Wahrheiten unserer Herkunftsfamilien sein können.
Absolute Leseempfehlung für Menschen, die in Grautönen denken und Liebhaber raffinierter Psychogramme.