Spannendes Psychogramm

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gkw Avatar

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Schon zu Beginn wird deutlich, dass eine große Spannung zwischen Pia und Jakob besteht und das liegt an Pia, denn die Spannung liegt in ihr.
Der Vorfall in der Schule hat dafür gesorgt, dass die ganze Vergangenheit in ihr wieder hochkommt und das ist insbesondere ihre Kindheit, erst glücklich, dann schwierig.
Pia weiß, dass Kinder gemein sein können. Pia weiß, dass Kinder lügen können. Darum vertraut sie ihrem Sohn nun nicht mehr.
Anfangs liegt der Hauptfokus auf der aktuellen Situation, Erziehungsproblemen, Unsicherheit, schwankende Gefühle bei der Mutterrolle.
Dann verschiebt es sich mehr zu den ungelösten Fragen und Problemen aus Pias Kindheit und da gibt es Traumen, die noch längst nicht verarbeitet sind. Ein Todesfall, großes Schweigen und Verdrängen, Manipulationen, Veränderungen im familiären Beziehungsgefüge, ...
Durch den Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit wird eine stetig steigende Spannung erzeugt. Die Gefühle eskalieren, auch die Situation, es wird sehr aufwühlend. Alles ist psychologisch dicht und intensiv erzählt. Manche Verunsicherung und Täuschung der Protagonistin habe auch ich als Leser übernommen. Über eine Person ist in mir ein Bild entstanden, das sich später als völlig falsch erwiesen hat.
Das Buch handelt von Trauer und Schuld, vom Schweigen und Verdrängen. Aber es geht auch um die Ambivalenz von Muttergefühlen und den Einfluss früherer Erfahrungen und Erlebnisse. Von der Vergangenheit kann man sich nicht frei machen, sie beeinflusst unser Fühlen und Handeln im Jetzt.
FAZIT: ein fesselndes Psychogramm, gut geschrieben