Wieviel Monster steckt in unseren Kindern?

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miro76 Avatar

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Pia und Jakob werden in die Schule gerufen. Es gab einen Vorfall mit ihrem kleinen Sohn Luca und einem Mädchen. Genaueres erfahren wir Leser*innen vorerst nicht, denn auch Luca schweigt zu dem Vorfall und verteidigt sich nicht.

Lucas Schweigen hält an, obwohl Pia insistiert und während ihr Zorn hochkocht und sie an ihrem Sohn, den sie doch innig liebt zu zweifeln beginnt, beginnt sie auch ihre Kindheit zu hinterfragen. Ihr Kindheitstrauma kommt wieder hoch und beschäftigt ihre Gedanken. Ihre Vergangenheit drängt in die Gegenwart und beginnt ihr Denken zu dominieren. Die Frage, was damals am See wirklich passiert ist, als ihre 4jährige Schwester ertrunken ist, lässt sich nicht mehr aus ihrem Kopf verbannen. Sie beginnt ihre ganze Kindheit aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten und bewertet ebenso das Verhalten ihres Sohnes neu. Argwohn liegt in ihrem Blick auf ihn, denn sie scheint zu wissen, dass Kinder auch Monster sein können.

Zum Glück führt sie eine gute Ehe und ihr Mann gibt ihr halt in der Gegenwart.

Jessica Lind hinterfragt mit diesem Buch Mutterschaft ganz generell. Wie weit sollten Mütter Löwinnen sein, die ihre Kinder verteidigen? Wie viel Vertrauen bringen wir unseren Kindern entgegen und ab wann sollten wir an ihnen zweifeln.

Spannend ist ebenfalls der erwachsene Blick auf die Kindheit mit deren Prägungen. Sitzen wir fest in den Verhaltensmustern, die wir als Kinder erlernt haben oder können wir ihnen entwachsen und im Rückblick das Geschehene neu bewerten?

Die Autorin konnte mich mit diesem Buch komplett fesseln. Ihr Blick in diese Kleinfamilie mit all ihren Abgründen hat mir sehr gut gefallen. Ohne erhobenen Zeigefinger zeichnet sie ein mögliches Bild und zeigt realistische Zweifel einer Mutter auf, über die wohl eher selten gesprochen wird, denn sie entsprechen nicht dem idyllischen Familienideal, das wahrscheinlich eh nie wirklich existiert.