Für mich das Buch des Jahres!

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leseclau Avatar

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Am Ende des Jahres sitzt Lars wieder einmal mit der Liste unerledigter Dinge da. Dabei hatte er sich so viel vorgenommen. Und dann ist seine Frau Johanna auch noch weg. Nicht mehr ausgehalten hat sie es mit seinen unerfüllten Träumereien, Hoffnungen und dem immer wieder enttäuscht werden.

Doch heute soll alles anders werden. Er wird die Liste abarbeiten und endlich alles schaffen, was so liegen geblieben ist, Steuererklärung, Nudelsalat, Vater anrufen. Alles Dinge, die fast jeder so auf seiner Liste hat. Und wir begleiten ihn dabei: beim Anfangen, beim doch noch mal aufs Handy schauen, beim abgelenkt sein vom wichtigen Internetsurfen, beim wieder anfangen, fast aufgeben und sich doch nochmal aufraffen. Das alles ist wunderbar beschrieben. Lars Gedanken können so weit abschweifen. Und während er so vor sich hindenkt, bearbeitet er viele gesellschaftsrelevante Themen. So ganz nebenbei. Kein Wunder, dass er zu vielen praktischen Dingen gar nicht kommt.

Diese Gedankenspiele sind für mich die unglaubliche Stärke des Buches. Wenn er philosophiert, welche Merkmale ein Mann heute braucht, um wahrgenommen zu werden. Wenn er alltagsklug feststellt „Wenn es hart auf hart kommt, kann man alles schaffen, aber meistens kommt es weich auf weich, und da bleibt man besser liegen“. Wenn er über Inspiration und Kreativität nachdenkt („Kunst zu machen, in dieser durchalgorithmisierten Netflix- und Marvel- und Spotify-Epoche,…“). Das alles kann man schon zweimal lesen, so genau beobachtet Nele Pollatschek.

Am Ende geht den philosophischen Betrachtungen ein bisschen die Luft aus. Dennoch ist das Buch für mich grandios in seinen Betrachtungen der heutigen Gesellschaft und wie viel es braucht, darin mit all den kleinen Problemen nicht unterzugehen.