Polarisiert!

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igela Avatar

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Ungeplant ist Lars zwischen Weihnachten und Neujahr alleine zu Hause. Der 20-jährige Sohn Yannis und die 16 Jahre alte Tochter Lina sind mit Freunden unterwegs, Partnerin Johanna für eine Weile verreist. Johanna zuliebe will Lars nun Unerledigtes anpacken und schreibt sich eine Liste. Darauf Posten, die schon lange erledigt gehören, wie Steuererklärung ausfüllen oder Linas neues Bett aufbauen. Auf der Liste stehen jedoch auch Dinge, die Lars schon lange vor sich hinschiebt, wie zum Beispiel seinen Vater anrufen oder die Wohnung putzen. Das neue Jahr soll mit einer bereinigten Liste beginnen, schwört sich der angehende Schriftsteller und Familienvater. Die Tage vergehen wie im Flug, die Woche ist plötzlich vorbei. Kann er sich trotzdem aufraffen?

Der Schreibstil polarisiert, der Protagonist ebenso und die angesprochenen Themen noch viel mehr. Doch der Reihe nach.

Der Schreibstil der Autorin ist ... sagen wir mal ... aussergewöhnlich.

Einerseits spielt Nele Pollatschek mit Wörtern und setzt neu erfundene Wortkompositionen gezielt und witzig ein. Andererseits ist der Schreibstil gewöhnungsbedürftig und ermüdete mich nach einiger Zeit. Ich finde es sehr mutig von ihr, bei 149 E-book Seiten zwei Seiten lang über das Wetter, das nieselt, zu erzählen. Noch gewagter: im Kapitel "Linas Bett" zwei Seiten lang den Gebrauch von den verschiedensten Schrauben zu thematisieren.

Das ganze Buch über erzählt Lars, alleine zu Hause, in Ich Perspektive über seine Familie, Beziehung, seine Unzulänglichkeiten und seine Ziele. Dialoge gibt es keine, denn Lars ist ja alleine zu Hause. Er erzählt jedoch öfters mal, was Tochter Lina, Sohn Yannis oder Partnerin Johanna zu ihm gesagt haben, sagen würden oder wohl noch sagen werden.

Lars ist ein etwas mühsamer Geselle, den ich wohl in der Realität nur schwer ertragen würde. Lethargisch, nah an der Grenze zur Faulheit und sehr von sich überzogen. So sagt er zum Beispiel von sich, dass er ein hervorragender Koch ist. Dabei kocht er nie! Man bekommt als Leser einen sehr guten Einblick in seinen Charakter, seine Familie und seine Beziehung. Lars wälzt teilweise sehr philosophische Gedanken. So kann er stundenlang über Sauberkeit und Ordnung nachdenken. Liegend auf dem Sofa und das Chaos um sich herum völlig ausblenden.

Lars Do to Liste ergeben die einzelnen Kapitel und tragen Ueberschriften wie "Nudelsalat" oder "Putzen". Diese arbeitet Lars nach und nach mehr oder weniger effizient ab und lässt die Leser daran teilhaben.

Ist das interessant? Ja und nein. Einige Dinge, wie die Geschenkeinpackorgie (Lars ist nun mal Lars und belässt es nicht bei den Geschenken) wird haarklein beschrieben und fand ich etwas langweilig. Andererseits gibt es Stellen, wie die oben erwähnte Schraubensortieraktion, die ich sehr amüsant fand.