Prokrastination als Unterhaltung

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Ich kann mir gut vorstellen, dass so einige LeserInnen nicht viel mit Nele Pollatscheks Hauptfigur Sven anfangen können. Warum? Nun ja, er geht Kleine Probleme an, indem er ewig lange To-Do-Listen erstellt und sich beim "Abarbeiten" völlig verdaddelt. "Einfach mal machen" ist einfach nicht Svens Ding, stattdessen: Prokrastination pur - bei allem - immer.

Die Zeit zwischen den Jahren dient ihm jetzt quasi als Countdown bis zur Silvester Party, sein Leben endlich zu orden (Job, Familie und alles was sonst noch so angefallen ist), natürlich mit einigen Herausforderungen, Frust und, ja, Verzögerungen.

Kleine Probleme sticht wirklich in seiner Art aus den Büchern, die ich in letzter Zeit gelesen habe, heraus. Die Autorin schreibt mit sehr viel Augenzwinkern ("Humor ganz schwierig, da fehlt der moralische Ernst") und großer Empathie für ihren tragischen "Helden", der so ein wenig an einen moderneren Taugenichts erinnert. Alltägliche Aktivitäten, wie Kochen, Putzen oder die Steuererklärung machen, bieten Anstoß zu philosophischem Hin und Her und diversen Theorien - herrlich! Ob Lars es am Ende schafft, sein Lebenswerk zu schreiben - das müsst ihr schon selber lesen - vielleicht ja sogar zum Jahreswechsel.