Prokrastinationsroman

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_lesewesen Avatar

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Die Leseprobe von „Kleine Probleme“ fand ich herrlich. Richtig witzig war das, was der immer alles aufschiebende Protagonist Lars da von sich gibt. Ein bisschen prokrastinieren, alles noch schnell auf den letzten Drücker erledigen - wer kennt‘s nicht? Bei Lars allerdings hat das Ganze bereits andere Dimensionen erreicht, da er Dinge schon seit Jahren aufschiebt.
Jetzt am Silvesterabend will er es aber plötzlich wissen und fertigt die wohl erste To do-Liste seines Lebens an - im Folgenden dienen die Punkte seiner Liste als Titel der kommenden Kapitel - eine gelungene Idee der Autorin Nele Pollatschek!
Eigentlich war es keine schlechte Geschichte, aber manches war einfach total überzogen. So gibt Lars beim Aufbau eines Ikea-Betts allen kleinen Schrauben und Dübeln eigene Namen und nimmt diese ständig in den Mund - ich war so froh, als das Bett endlich stand.
Mit fortschreitender Erzählung (immer nur aus Lars‘ überdrehter Perspektive) schwand mein Mitgefühl für den Prokrastinierer. Stattdessen musste ich an die arme Frau und die Kinder denken, deren Mann bzw. Vater nichts auf die Kette bekommt.
Wer etwas mehr Toleranz als ich besitzt, kann das vielleicht etwas leichter ertragen, mir fiel das zunehmend schwerer. Ich bin auf jeden Fall froh, dass ich keinen Lars an meiner Seite habe.
Das Ende bietet Interpretationsspielräume, aber da hatte ich irgendwie schon mit dem Buch abgeschlossen. Insgesamt auf jeden Fall eine gute Grundidee der Autorin, bei Anderen wird das Buch sicherlich auch besser ankommen als bei mir.