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kerstin aus obernbeck Avatar

Von

31.12. 2000irgendwas.
Ein Jahr geht munter dem Ende entgegen und auch hinter Lars liegen 365 (oder 366) Tage.
52 Wochen, in denen so allerlei hätte erledigt werden können, ja, manches sogar müssen.
12 Monate, die Lars scheinbar wunderbar verdaddelt hat.
Nun ist es 5 vor 12.
Es gibt viel zu tun und gute Gründe, dass Lars seine ToDo-Liste abarbeitet.

Leider ist Lars jedoch eher nicht der große Macher, kein Mensch, der motiviert etwas erledigt.
Nö, Lars ist vielmehr ein Großmeister von „gut Ding will Weile haben“, über Jahre hat er sich in „kommst du heute nicht, kommst du morgen“ geübt und wäre Larifari olympisch, dann wäre er ein Anwärter auf eine Goldmedaille.

Als angehender Schriftsteller, Phantast und Traumtänzer trödelt er sich so durchs Leben und vielleicht wäre das okay, wenn da nicht Johanna und die Kinder wären. Seine Familie kommt nach all den Jahren nicht mehr allzu sehr auf seine maximale Prokrastination klar und sieht das ewige Vertagen, dass einst lustig liebenswert war, inzwischen deutlich kritischer.

An Silvester bietet sich die Chance, das Ruder noch mal rumzureißen. Viel Zeit bleibt Lars jedoch nicht bis Mitternacht.

Tja, was soll ich zu dem Roman sagen? Zunächst einmal, dass Nele Pollatschek wirklich wunderbar mit Wörtern spielen kann und sich Seite um Seite feine, poetische, nachdenkliche Zeilen finden.

„Wenn alles einfach ist und einfach ist viel zu schwer.“ (S. 20)

Ich liebe diese Wortspielereien, die Gedankengänge und Abschweifungen.

Aber:
es spricht ja nichts dagegen mal 5 grade sein zu lassen –mit dem Lebenskonzept von Lars kann ich aber nichts anfangen; phasenweise hat mich seine Art ziemlich nöckelig gemacht, ich habe sein Verhalten nicht verstehen können und das kontinuierliche Fabulieren, um nur nix tun zu müssen, als ziemlich nervig empfunden.

Ich hätte das Buch wirklich gerne gemocht, es hat auch feine Momente, aber im Großen und Ganzen hat mich die Geschichte jedoch leider nicht angesprochen.