Wenn eine Königin selbst zu sprechen beginnt

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catalina_san Avatar

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Schon auf den ersten Seiten wird deutlich, dass dieser Roman nicht versucht, Kleopatra festzuschreiben oder zu erklären. Stattdessen lädt Saara El Arifi dazu ein, einer Stimme zuzuhören, die sich ihrer eigenen Macht, ihrer Zweifel und ihrer Verantwortung bewusst ist. Der Einstieg wirkt ruhig und zugleich eindringlich, fast so, als würde Kleopatra den Leser direkt ansehen und sagen, dass ihre Geschichte mehr ist als Legende und Urteil von außen.

Besonders stark empfinde ich die Entscheidung für die Ich Perspektive. Kleopatra erscheint nicht als ferne historische Figur, sondern als junge Frau, die viel zu früh eine Last tragen muss, die größer ist als sie selbst. Ihre Gedanken wirken reflektiert, stolz und verletzlich zugleich. Macht wird hier nicht verklärt, sondern als etwas gezeigt, das fordert, formt und manchmal auch isoliert.

Der Schreibstil ist fließend und bildhaft, ohne schwer zu wirken. Die Seiten lesen sich angenehm und lassen Raum für Atmosphäre und Emotionen. Auch wenn man weiß, dass vieles Interpretation ist, fühlt es sich stimmig an. Gerade diese Mischung aus historischer Grundlage und erzählerischer Freiheit macht neugierig darauf, wie sich Kleopatras Weg weiter entfaltet.

Nach diesem ersten Eindruck habe ich das Gefühl, nicht nur über Kleopatra zu lesen, sondern ihr zuzuhören. Und genau das macht diesen Roman für mich so reizvoll.