Im Namen der Menschheit, bevor es zu spät ist...

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
hiclaire Avatar

Von

Klima-Thriller haben derzeit Hochkonjunktur. Doch obwohl mich das Thema schon lange beschäftigt, war mir im Moment nicht danach, in „Thrilleraufbereitung“ darüber zu lesen. Bei „Klima“ jedoch hat mich die Kurzbeschreibung aufmerken lassen, insbesondere der Satz: “Doch je näher er (Tom Smith vom FBI) dem „Green Man“ kommt, umso quälender wird für ihn die Frage: Was, wenn der Mann, den er um jeden Preis aufhalten will, in Wahrheit versucht, die Welt zu retten“. – Und ja, meine Intuition stimmte, es hat sich gelohnt, diesen Roman zu lesen, denn jener Satz markiert tatsächlich eine wichtige Komponente der Geschichte, die für meinen Geschmack gut und spannend umgesetzt worden ist.

Für einen Thriller wird vergleichsweise wenig Action bzw. Thrill geboten, in dieser Hinsicht hat sich vielleicht mancher Leser mehr erwartet. Aber für mich war er so genau richtig. Fesselnd und von durchgehender Spannung, die bei mir zum großen Teil aus der Frage resultierte, wie wird es ausgehen? Gelingt es dem FBI Green Man aufzuhalten, auszuschalten, zu überführen? Und was geschieht, sollten sich Tom und er tatsächlich gegenüberstehen? Es gab Momente, in denen ich der Versuchung, hinten nachzusehen kaum widerstehen konnte ;).

Gleichzeitig ist es auch ein leidenschaftliches Plädoyer für die sich in Zerstörung befindliche Erde, dafür, endlich aufzuwachen und wirklich etwas zu unternehmen, damit auch die nächsten Generationen in einer einigermaßen intakten Umwelt leben können. Thema sind die Ängste und Sorgen vieler Menschen, insbesondere der Jugend, und immer wieder geht es auch um die Frage, muss Widerstand gewaltfrei sein, oder kann der Zweck doch die Mittel rechtfertigen?

Dafür, dass „Klima“ aus der Feder eines amerikanischen Schriftstellers stammt, der zahlreiche Hollywood-Drehbücher geschrieben hat (ja, ich habe da gewisse Vorurteile), fand ich es komplexer und subtiler als erwartet. Klar bezieht der Autor ziemlich eindeutig Stellung, aber er wird dabei nicht unangenehm dogmatisch, sondern gibt verschiedenen Standpunkten und Argumenten Raum.
Auch die Figuren haben mir durchweg gefallen. Ein paar Klischees werden schon bedient, aber auf unterhaltsame Weise, dabei erfreulich vielschichtig und relativ gut ausgeleuchtet, nicht einfach klar nach gut und böse eingeteilt. Green Man ist schon ein beeindruckender und starker Charakter, aber tatsächlich mochte ich Tom und seine Entwicklung in der Geschichte noch ein bisschen mehr. Lediglich zu Green Mans Ehefrau und den Beweggründen ihres Verhaltens hätte ich mir etwas mehr Hintergrund gewünscht.

Positiv überrascht hat mich auch der Erzählstil. Weniger reißerisch als erwartet, reflektierter und subtiler, mit stimmigen, überzeugenden Dialogen und einer Prise trockenem, gelegentlich ironisch-sarkastischem Humor. Gerade die emotionalen Momente fand ich auf eher „amerikanische Weise“ in Szene gesetzt, aber obwohl mir das durchaus bewusst war, hat mich der Autor berühren können und mir gefiel, wie er das gemacht hat.

Kleine Highlights waren für mich die Seitenhiebe gegen den Ex-US-Präsidenten, krass, aber durchaus glaubhaft – und amüsant.

Ein Thriller mit einer emotionalen Botschaft und einprägsamen Figuren, gelungen verpackt in eine fesselnde Handlung, die auch ihre emotionalen Momente hat und mir gerade wegen der sparsam dosierten Action gut gefiel.