Spannend, unterhaltsam und aufrüttelnd

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_sabrina_ Avatar

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Wie weit darf man gehen, um Menschen aufzurütteln? Heiligt der Zweck die Mittel? Darf man einige Menschen opfern, um die Menschheit und die Erde zu retten? Oder ist Terror einfach nur Terror – ganz gleich was die Beweggründe sein mögen? Das sind einige der Fragen, die in diesem Buch einen nicht unwesentlichen Raum einnehmen. Der Leser wird herausfordert sich selbst mit den Fragen zu beschäftigen und wirkt entsprechend noch lange nach. Green Man hat diese Fragen für sich beantwortet und attackiert seit zwei Jahren amerikanische Ziele, die besonders umweltschädlich scheinen. Er wird von Teilen der Bevölkerung als eine Art Held gesehen, das FBI hingegen will ihn stoppen. Die Jagd beginnt…
Momentan gibt es ja immer wieder Bücher mit Bezug zum Klimawandel und auch ich habe schon manche gelesen. Nicht immer haben sie mich überzeugt, aber dieses hier war richtig, richtig gut. Der Schreibstil ist recht typisch für einen Amerikaner, mit gewissen Klischees, ordentlich Wumms und was eben noch so dazugehört. Mir hat das allerdings richtig gut gefallen. Es ist kurzweilig, weitgehend spannend, wenn auch nicht immer richtig „Thriller“, auch wenn das auf dem ansprechenden Buchcover so zu lesen ist. Die kurzen Kapitel, das Rasante und das Thema haben mich einfach auf ganzer Linie überzeugt. Erst kürzlich hatte ich einen ähnlich gelagerten Klimaroman gelesen, doch der kam nicht im Ansatz an diesen ran. Auch die technischen Fakten zum Fracking werden hier sehr gut eingebaut und scheinen mir sehr gut recherchiert. Die zwei Protagonisten sind überzeugend und facettenreich gezeichnet. Jäger und Gejagter agieren im Wechsel und eine ganze Weile konnte ich nicht sagen, wem ich mehr die Daumen in diesem Katz- und Maus-Spiel drücke. FBI Datenanalyst Tom Smith ist der Jäger und versteht es sich in Green Man reinzudenken und kommt ihm auf die Spur – dabei ist er selbst zeitweise nicht so sicher, ob er Green Man aus tiefstem Herzen überhaupt das Handwerk legen möchte. Der hochintelligente Green Man hadert derweil mit seinem finalen Anschlag…Die Zweifel der beiden sind mit Händen greifbar, dazu die spannende Verfolgung und manches persönliche Dilemma – all das hat mich das Buch kaum mehr aus den Händen legen lassen. Gut finde ich, dass der erhobene Zeigefinger ausbleibt, der Autor nicht missionarisch wirkt, sondern einfach einen aktuellen Stand liefert – es ist nun mal, auch wenn das viele nicht sehen wollen, 5 vor 12 Uhr…
Ich empfehle das Buch gerne weiter, wenn es auch nicht unbedingt ein richtiger „Thriller“ ist und zwischendurch auch mal manche Passage nicht vor Spannung trieft, so ist es einfach lesenswert und spannend und ich frage mich noch immer, was es über mich aussagt, dass ich in Teilen den Argumenten eines Terroristen folgen konnte...