Als Einstieg für Jugendliche ja; für informierte Bürger zu oberflächlich

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janicka13 Avatar

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Zielgruppe:
Das Buch "#klimaretten" von Rainer Grießhammer hat, wie der Titel schon sagt, eine klare Zielsetzung: Klimaaktivisten, allen voran Jugendlichen der FridaysForFuture-Bewegung, einen Argumentationsleitfaden an die Hand zu geben, um ihr Umfeld (insbesondere die Eltern und die erweiterte Familie) zum klimafreundlichen Handeln zu bewegen.

Aufbau:
Das Buch ist sehr übersichtlich nach Themengebieten gegliedert. Es gibt einen großen Abschnitt zum Energieverbrauch in Privathaushalten mit ausführlichen Informationen zu allen möglichen Großverbrauchern, Leuchtmitteln usw. Dazu gibt es nützliche Hinweise zu weiterführenden Webseiten, Rechnern und sogar QR-Codes zu Videos.
Weitere Kapitel beschäftigen sich mit politischen Zusammenhängen, etwa zur Steuerbelastung von Flugreisen.

Bewertung:
Der Autor versucht, einen Mittelweg zu finden zwischen der Vermittlung von Zahlen und Fakten und einer flüssigen, lesbaren Gestaltung des Textes. Das gelingt ihm aus meiner Sicht halbwegs gut, wobei er dabei allerdings meinen Geschmack nicht trifft. Insoweit gehöre ich vermutlich nicht zur Zielgruppe des Buches: Ich bin im Bereich des Klimawandels und insbesondere des ressourcenschonenden Lebens recht gut informiert und mit 30 Jahren etwas älter als die anvisierte Zielgruppe. Daher finde ich den kämpferischen, tendenziösen Unterton des Autors anstrengend – wer das Buch liest, braucht keine weiteren „Es kann ja nicht sein, dass…“-Seitenhiebe auf klimaschädliche Mitbürger, da der Leser anscheinend schon von sich aus motiviert genug ist. Ich fürchte daher, das Buch verhärtet mit seinem Stil nur noch die Fronten zwischen Klimaaktivisten bzw. klimainteressierten Bürgern und denen, die sich gar nicht für Ökologie interessieren (oder einfach keine Lust haben, ihren Lebensstil einzuschränken.)
Mir persönlich hätte es auch besser gefallen, mehr belastbare Statistiken und Fakten an die Hand zu bekommen. Beispielsweise wäre mir eine schlichte Tabelle oder Übersicht mit Zahlen lieber gewesen als ein Text, der eher Stimmung macht und nur hier und da Statistiken und Zahlen erwähnt.
Fairerweise muss man aber sagen, dass das Buch vermutlich ganz gut auf die eigentliche Zielgruppe der Jugendlichen abgestimmt ist, zu denen ich ja nicht gehöre. Immerhin gibt das Buch einen guten allgemeinen Überblick über verschiedene Handlungsfelder, sowohl politisch als auch im Privatleben. Außerdem muss man berücksichtigen, dass viele Jugendliche keine Ahnung von den Stromgeräten haben, die man im Haushalt braucht, und auch die finanziellen Entscheidungen dahinter nicht kennen. Das Buch passt also wohl ganz gut für Jugendliche, die gerade erst in die FridaysForFuture-Bewegung einsteigen und erste Informationen sammeln.
Für Erwachsene, die bereits selbständig leben und sich bereits selbst regelmäßig in die Themen Klimaschutz und Sparsamkeit einlesen, ist das Buch hingegen zu oberflächlich.