#augenöffnend

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hulahairbabe Avatar

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In dem Buch #klimaretten von Rainer Grießhammer geht es um die Klimakrise, insbesondere welche stringenten Maßnahmen notwendig sind, um die Klimaerwärmung und ihre Folgen zu stoppen. Neben einer ausführlichen Einleitung rund um aktuelle Umweltschutzbewegungen (z.B. Fridays for Future) und politische Rahmenbedingungen und Maßnahmenpakete, geht der Autor auch auf die Verantwortung jedes einzelnen Bürgers ein. Fokussiert werden dabei die Bereiche Energie, Verkehr & Mobilität, Landwirtschaft & Ernährung und Wohnen. Zu jedem Bereich werden umfassende Hintergrundinformationen zur Verfügung gestellt und die aktuellen politischen Rahmenbedingungen beleuchtet und in Frage gestellt. Darüber hinaus findet sich zu jedem Thema ein Abschnitt im Buch, in dem man seine eigene klima(un)freundlichkeit messen bzw. testen kann. Für besonders engagierte Klimaretter*innen werden Argumente zur Verfügung gestellt, mit denen man nicht nur sich selber, sondern auch sein Umfeld überzeugen kann sich klimafreundlicher zu verhalten.

Ich finde das Buch sehr gelungen. Der Schreibstil ist sehr gut zu lesen und zu komplexeren Themen werden Tabellen und oder Grafiken zur Verfügung gestellt. Ich selber habe immer angenommen mich sehr klimafreundlich zu verhalten und gut informiert zu sein. Das Buch hat mich eines Besseren belehrt. Zum einen waren mir die aktuellen politischen Diskussionen und Stand der Technik nicht annähernd in dieser Tiefe bekannt, wie sie im Buch zu finden sind. Zum anderen stellt Herr Grießhammer einige Vergleiche an, die einem durchaus zu denken geben können. Zum Beispiel, dass eine Fernreise nach Australien etwa 500.000 verbrannten Plastiktüten entspricht. Ich glaube das ist den wenigsten bewusst! Mir war es das zumindest nicht. Auch sehr gut fand ich, dass es bestimmte Themen gab, die in extra Blöcken und grün markiert unabhängig vom Rest gelesen werden können. Dort gab es meist Tipps, wie man sein eigenes Verhalten oder Rahmenbedingungen einfach verbessern kann. Bei Änderungen bei denen Investitionskosten anfallen, rechnet Rainer Grießhammer dem Leser freundlicherweise schon die mittelfristige bis langfristigen Einsparpotenziale vor. Das ein oder andere ist sicherlich gut umzusetzen, bei manchen Tipps musste ich schmunzeln. Beispielsweise beim Thema Wohnraum. Die pro Kopf qm Wohnfläche hat sich seit 2060 mehr als verdoppelt (damals etwa 20 qm und heute etwa 45 qm pro Kopf) und viele Leute pendeln sehr weit, was hohe Emissionen verursacht. Grießhammer rät dazu, seinen Wohnraum zu reduzieren, in einem Passivhaus zu wohnen und nah an den Arbeitsort zu ziehen, oder zumindest an einen Ort mit guter ÖPNV Anbindung, damit man autolos zur Arbeit kann (noch besser Fahrrad). Da musste ich echt schmunzeln. Fachlich sicherlich richtig und sinnvoll, für jemanden der im Großraum Frankfurt, Berlin oder München arbeitet aber leider schwer möglich, außer man ist reich. Zudem hat sich aus meiner Sicht der Wohnraum pro Kopf nicht nur wegen des rasanten Konsumanstiegs erhöht, sondern auch weil Wohnräume heutzutage anders genutzt werden. 1960 gab es beispielsweise nicht die Notwenigkeit ein Arbeitszimmer einzurichten, heutzutage ist das Gang und gebe und eine Möglichkeit für Homeoffice oder Telearbeit wird erwartet. An der Stelle hätte ich mir noch etwas mehr Tiefgang des Buches gewünscht. Insbesondere wäre es interessant gewesen was besser wäre: Fahren ins Office oder größere Wohnung wegen Arbeitszimmer?
Schön fand ich die konkreten Tipps und Infos zum Thema Umwelt und Ernährung. Unter anderem wurden bestimmte Apps, Communities und Instagram-Profile empfohlen, die ich mir postwendend angesehen habe. Das ein oder andere werde ich gerne unterstützen. Auch das ganze Thema Sozialverträglichkeit und Umweltschutz hat der Auto wirklich gut erklärt und aus meiner Sicht auch überzeugend dargestellt, wie das funktionieren kann. Was mir noch nicht 100% klar ist, bzw. wo man meines Erachtens noch mal einen schärferen Blick hätte setzen können, ist unser Wirtschaftssystem an sich. Grießhammer mahnt zur nachhaltigen Lebensweise, Dinge benutzen bis sie kaputtgehen, weniger Konsum etc. Wie passt das denn zum Mähr des ewigen Wachstums und Produktivität? Steht das nicht im direkten Konflikt?

Alles in allem gibt es von mir eine klare Kaufempfehlung. Es hat richtig Spaß gemacht mich von Kapitel zu Kapitel zu hangeln und ich habe viel dazu gelernt. Insbesondere nimmt Rainer Grießhammer nicht nur die Politik bezüglich der Rahmenbedingungen in die Pflicht, sondern JEDEN einzelnen. Das finde ich nur gut und richtig. Aus meiner Sicht sollten mehr Leute dieses Buch lesen und sich vor Augen führen lassen, was sie vielleicht alles noch nicht für die Umwelt tun, aber leicht ändern könnten. #kaufen