Klima-Handbuch mit Appellfunktion

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Kann man das Buch "#klimaretten. Jetzt Politik und Leben ändern." von Rainer Grießhammer einem klimabewegten Jugendlichen in die Hand geben? Ja - man läuft nur Gefahr, dass sie oder er danach noch bessere Argumente hat. Schnell greifbar sind sie in zusammenfassenden Hashtag-Kästen im Text verteilt. Kann man das Buch zur gleich mehrfachen Anschaffung für die Schulbibliotheken empfehlen? Ja - hier steckt das nötige und breite Wissen zur nötigen Transformation von Mobilität, Stromverbrauch und Ernährung drin und Schülerinnen und Schüler können damit gut zu dem Thema arbeiten, das wohl schon mehr an den Schulen präsent ist, als es der Autor suggeriert. Hat die Lektüre des Buches dazu geführt, dass ich als Leser mein Leben ändere? Nein, nicht mehr oder anders als zuvor auch. Das muss ja nicht so sein. Gute Argumente und breites Wissen können ja einem selbst auch hilfreich sein, seine Haltung zu verstärken.
In diesem Sinne eignet sich "#klimaretten" als Nachschlagewerk, was es aber in aller Konsequenz im Aufbau dann doch nicht ist. Die im Kauf enthaltende App- und PC-Version ist vielleicht die effektivere Variante, sich mit den Inhalten vertraut zu machen.

Politik und Leben müssen sich ändern, damit unser Klima gerettet wird. Wer dem nicht zustimmt, gehört wahrscheinlich nicht unbedingt zum Leser- und Käuferkreis des Buches. Da wirken einige Formulierungen doch etwas mit dem erhobenen Zeigefinger. Gehen wir vom jugendlichen Leser aus, dann bekommt er den Eindruck, dass Erwachsene ja ohnehin alle SUV fahren wollen und einen billigeren Kühlschrank mit weniger Energieeffizienz kaufen, um mit dem gesparten Geld einen Flug nach Malle zu finanzieren. Überhaupt das Thema Fliegen. Sicher ist es eines der widersprüchlichsten in dieser Diskussion: Auf was wollen die Leute verzichten? Aussagen aber, wie die, dass eine Schweizer Schule die erste gewesen wäre, die auf Klassenfahrten per Flugzeug verzichtet hätte, befremden die Leser*innen eher und schaffen ein leicht verzerrtes Bild von der Realität: Was ist bitte mit den Schulen, die noch nie auf die Idee gekommen wären, einen Flughafen als Startpunkt einer Schüler*innen-Reise zu wählen?
Das schmälert nicht die ausgewiesene Kompetenz des Autors auf seinem Gebiet aber das Vertrauen in pauschale Aussagen, die eine solche Überblicksdarstellung nun mal mit sich bringt.