Cold Case?!

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monika_brigitte Avatar

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„Als Max sich einen Schritt zur Seite bewegte, hörte er ein trockenes Knacken unter der Schuhsohle. Zum ersten Mal seit seinem Absturz richtete er den Blick zu Boden. Aus dem Haufen von Erde und Steinen, der mit ihm in die Höhle gefallen war, ragte das Stück eines bleichen Knochens hervor.“ S.13

Inhalt
Der FBI-Agent Max Cho und sein ausgebildeter Leichenspürhund finden im Wald eine Grube voller 20 Jahre alter Menschenknochen –das Knochengrab. Dieser Cold Case wird zum neuen (zweiten) Fall für Senior Special Agent Sayer Altair. Bei der näheren Untersuchung der Grube entdecken Agent Altair und ihr Team zwei Frauenleichen, die erst kürzlich abgelegt worden. Gibt es eine Verbindung zwischen den zwei Fällen? Wer hat die zwei Frauen getötet? Bei der Autopsie wird ein mit Speichel geschriebener Hilferuf sichtbar. Wer ist der Absender?
Sayer stellt ein Team aus alten Bekannten und ortsansässigen Ermittlern zusammen, um den Mörder zu fassen. Gleichzeitig laufen Gerichtsverhandlungen des FBI über Vorfälle aus dem ersten Teil der Reihe, die die Agentin schwer belasten. (Daher funktioniert dieses Buch nicht wirklich ohne seinen Vorgänger!)

Schreibstil
Der Klappentext auf der äußeren Umschlagsseite ist, meiner Meinung nach, schlecht formuliert. Genau wie das eigentliche Buch. Der Schreibstil hat mir überhaupt nicht gefallen. Es werden viele Redewendungen verwendet, bei denen ich nur mit den Augen rollen kann. Ein Beispiel: „>>Hey, angeschossen zu werden, ist kein Pappenstiel. <<“ S.39 An diesen Stellen kommt es mir so vor, als würde ich einen 0815 Roman vom Bahnhof lesen. Ganz oft versucht die Autoren bei Unterhaltungen zwischen den Charakteren eine lockere, lustige Stimmung zu erzeugen, was gnadenlos scheitert. Wenn Humor im Thriller, dann bitte pointiert und nicht so überladen unlustig. Wenn es zu den wissenschaftlich fundierten Aussagen kommt, macht Ellison Cooper sogar einen sehr guten Job. Schade, dass sie beim Rest scheitert.
Protagonistin
Ich habe selten einen Thriller gelesen, der so eine konfuse, unfähige Agentin zur Protagonistin hat. Einerseits ist sie eine renommierte Doktorin der Neurowissenschaften (simultan zur Autorin), die Gehirne und Verhalten von Psychopathen untersucht, andererseits ist sie unfähig den Psychopathen in ihrem eigenen Fall zu finden? Das passt nicht zusammen. Special Agent Altair geht mit einem Tunnelblick an den Fall, durch die Scheuklappen blendet sie das Offensichtliche aus und kommt durch Rückschläge und Kurven ans Ziel. Dabei bleibt sie lange untätig und erfolglos. Erst spät kann sie den Täter ausfindig machen.

Plot
Ich könnte über den ungelenken Schreibstil und die unfähige Protagonistin noch halbwegs hinwegsehen, wenn nicht dieser unzureichend, fehlerhafte Plot wäre…

Der Punkt, der mich am meisten stört, ist folgender: Die Autorin möchte dem Leser hier weiß machen, dass ein junges, medienaffines Mädchen nicht in der Lage ist, richtig zu googeln. Mal ganz davon abgesehen, dass natürlich die gute Senior Special Agentin Altair auch nicht auf die Idee kommt, sich selber mal an den Computer zu setzen. Ich habe mich selber mal bemüht zu recherchieren und bin nach ein paar Sekunden dank Wikipedia auf die Lösung gekommen. Da kann mir die Autorin nicht erzählen, dass das Mädchen ganz offensichtlich die Hälfte übersieht und Agent Altair noch ein paar Kapitel braucht, ehe sie durch Nachdenken auf die Lösung kommt. (Wer es nachvollziehen möchte: S. 383 und 384) Ein grober Denkfehler von Ellison Cooper!

Fazit
Vorsicht: Ein 2. Teil, der nicht ohne Vorgänger funktioniert, ein Plot mit Konstruktionsfehlern, eine Ermittlerin mit Tunnelblick. Ich wurde sehr enttäuscht, dabei war die Leseprobe wirklich sehr gut gewesen. Ich habe genug von Ellison Cooper und Senior Special Agent Sayer Altair (wie auch immer sie diesen Titel ergattern konnte)

Knochengrab| Ellison Cooper| aus dem Amerikanischen von Sybille Uplegger| 2. Teil einer Reihe| Ullstein Buchverlage GmbH|471 Seiten| 9,99€