Der politisch aufgeladene Roman "Komplizin" begeht den schmalen Grat zwischen dem Anschluss an eine weltumspannende Feminismusbewegung und kritischer Selbstreflexion - zwischen Opferrolle und Täterschaft. Gerade jetzt, einige Jahre nach dem Aufkommen der populären Me-Too-Bewegung ein meiner Meinung nach sehr gelungener Zeitpunkt, um einerseits dessen Botschaft noch einmal in Erinnerung zu rufen, andererseits jedoch auch zur kritischen Selbstreflexion der Beteiligten aufzurufen. Schließlich steht gerade in den betreffenden Kreisen sexueller Missbrauch oftmals nicht für sich allein, sondern ist eng gekoppelt an Macht, Geld und Korruption. Eine Vermutung, auf die der vorgestellte Roman mit seinem spannenden und doch unterhaltsamen Charakter sicher Antwort zu geben vermag.