Sexuelle Gewalt geschieht nicht heimlich, sondern wird gedeckt...

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mrscatastrophy Avatar

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... und zwar von den unterschiedlichsten Personen im Umfeld der Täter (hier bewusst die männliche Form, weil eben meist Männer die Übergriffigen sind). Im Fall von Harvey Weinstein und co. heißt und hie? das viel zu oft auch: durch Personen, die leicht auch an der Stelle der Opfer hätten sein können. Und so wichtig die Entlarvungen der Täter im Rahmen von #metoo und co. sind, es darf eben nicht vergessen werden, dass die Täter ein Schutznetzwerk brauchten, um so lange agieren zu können.

Winnie M Li widmet sich in ihrem Buch daher einer Person in dieser zweiten Reihe, einer Frau, die mit einem übergriffigen Filmmogul zusammengearbeitet hat, obwohl sie von seinem Handeln wusste. 10 Jahre später wird diese von ihrer Vergangenheit eingeholt und als Zeugin von einem Investigativjournalisten kontaktiert - obwohl sie mittlerweile der Filmbranche den Rücken gekehrt hat und an der Universität lehrt.

Vom Cover bin ich sehr begeistert. Es ist ästhetisch ansprechend und passt von der Stimmung her zur Filmbranche, denn ich musste sofort an einen Film Noir denken. Eine sehr positive Veränderung im Vergleich zum englischen Original, das mich nicht sonderlich anspricht.

Die Leseprobe klingt vielversprechend. Sprachlich gefällt es mir sehr gut. Was mir auch gefällt: Dass mir die Protagonistin nicht besonders sympathisch ist, aber auch nicht ganz unympathisch, dass sie also eine komplexe und ambivalente Figur zu sein scheint. Bleibt dieser Eindruck bestehen, dann macht dieses Buch viel richtig. Das behandelte Thema ist nämlich wichtig und erfordert Fingerspitzengefühl, um weder plumpen Fingerzeig noch Apologetik zu betreiben. Dass ich die Leseprobe eingesogen habe und ungeduldig darauf warte, lesen zu können, ist ein gutes Zeichen. Umso mehr würde ich mich deshalb freuen, das Buch in Gänze lesen und rezensieren zu dürfen!