Ein Relief der Fußsohlen

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constanze_pachner Avatar

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"Als Frieda Tendeloo mit über achtzig Jahren in ein Pflegeheim zieht, kehrt die Erinnerung an eine lange verdrängte Episode ihres Lebens zurück: die Geburt ihres unehelichen Kindes." (Klappentext)

In jeder Zeile des Romans bläst eine unvergleichlich gefühlvolle Posaune Töne zwischen die Wörter, die die eigenen Gefühle zum vibrieren bringen.
Töne, die sich aus der Erstarrung lösen, um vom Kalk im Leben zu erzählen - von unseren unumgänglichen Ablagerungen.
Töne der Hilflosigkeit, die von wundbeseelten Sphären der Traurigkeit erzählen.
Töne so rührend klar, so natürlich brachial, so ergreifend vor Schmerz, der mit genügsamen Schritten an einer Wasserpromenade im sinkenden Sonnenlicht schlendernd um die Ecke kommt. Schlendernd mit dem Bild von zwei Füßen in der Hand, die für Frieda doubliziert schicksalsgebend sind. All ihren Schmerz in ihnen vereint.

"Aber immer, immer blieben die beiden Füßchen." (S.309)

"...sah ich, wie aus dem Kokon der Wärmedecke seine grauweißlichen Fußsohlen ragten, wehrlos. Zur Seite gefallen.(...)Irgendwer musste diese Füße doch warm halten." (S.17/18)

Der Roman #kontureineslebens
von @jaap_robben - erschienen im @dumontbuchverlag und übersetzt von #birgiterdmann - hat mich wie kaum ein anderer Roman in diesem Jahr berührt, am Schlips gezogen - alles an mir hat gebebt. Er trägt in sich die Hommage, wie wichtig, heilsam und entladend es ist, sich verabschieden zu dürfen.
In den kurzen Augenpausen beim Umblättern erspürte ich die zarten, kleinen Hände meine Oma und meiner Mutter auf meiner Hand. Es erschien mir als würden sie beide mit mir lesen. Wie wäre ihr Leben verlaufen, wenn die Konventionen damals andere gewesen wären?

Lest dieses Buch, lest diese gefühlvolle Stimme eines Mannes, der den Frauen zuzuhören scheint. Lest Friedas Geschichte vom Relief der Fußsohlen, die Geschichte einer Frau, die wie meine Mutter trotzend vor Kraft in den Schlingen der 60er Jahre ihren Weg gehen musste.

Lieben Dank an den @dumontbuchverlag
für das #Rezensionsexemplar