Ergreifend und tieftraurig

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ranke Avatar

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Was für ein Buch, Jaap Robben versteht es, in allen Aspekten seines jüngsten Romans genau die richtigen Worte zu wählen. Ich habe es an einem Tag ausgelesen und bin wirklich sehr ergriffen.
Frieda, deren Mann Louis völlig überraschen gestorben ist, kommt in ein Seniorenheim. Allein schon der erste Tag und die erste Nacht im Heim sind so dicht und nachvollziehbar beschrieben, daß es mir richtig unter die Haut ging. Ihr einziger Sohn Tobias, der mit 48 zum ersten Mal Vater wird, kümmert sich rührend um die Mutter. Er versteht aber nicht, warum sie oft so abweisend oder undankbar auf ihn wirkt.
Er ist logischerweise auch sehr befremdet, dass die Mutter morgens unter der Dusche einen Pfleger schlägt, und zwar so, dass ihre Hand anschließend gebrochen ist.
Frieda liebt ihren Sohn und auch ihren verstorbenen Mann.
Aber sie kommt gedanklich von ihrer Jugendzeit Anfang der 60er Jahre nicht los. Völlig unerfahren verliebte sie sich damals in den wesentlich älteren und verheirateten Otto, einen sensiblen Mann.
Frieda wird schwanger, bemerkt es zunächst nicht, verdrängt es dann und wird als nicht mehr zu leugnen ist, von ihren Eltern vor die Lösung gestellt, Rauswurf, das Kind bei der Schwester auf dem Bauernhof bekommen oder im Nonnenkloster und es nach der Geburt zur Adoption freigeben. Ihr Arbeitgeber wirft sie hinaus.
Frieda entschliesst sich, völlig mittellos, das Kind zu bekommen.
Am Ende schließt sich der Kreis, ich möchte dem jetzt hier nicht vorgreifen.

Wie gesagt, der Roman ist sehr feinfühlig geschrieben, sprachlich gut umgesetzt, auch in der hier vorliegenden Übersetzung vom Niederländischen ins Deutsche.
Wirklich ein Ausnahmebuch.