Intensiv und berührend

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kristina_al Avatar

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Die 81 jährige Frieda hat die erste Nacht ihres „neuen Lebens“ hinter sich gebracht. Nun beginnt für sie der Alltag im Altersheim. So beginnt auch der Roman mit einer sehr realitätsnahen Beschreibung des Ablaufs im Heim und Friedas Empfindungen.
Sie beginnt sich zu erinnern - an ihre Jugend und vor allem an Otto, den sie an einem kalten Wintertag auf einem zugefrorenen Fluss kennenlernt. Er, deutlich älter und verheiratet und Frieda, eine junge, streng katholisch erzogene Frau, verlieben sich sofort ineinander. Doch auf Wochen des Glücks folgen Monate und Jahre voller Kummer und Verdrängung. Frieda wird schwanger, doch Otto will sein anderes Leben nicht aufgeben und so kann sie ihr gemeinsames Kind nicht behalten. Eine Tatsache, die sie ihr restliches Leben verschweigt und doch niemals loslässt.

Der Roman beginnt genauso intensiv und berührend wie er endet. Frieda an ihrem ersten Tag im Heim zu erleben, habe ich als ziemlich bedrückend empfunden und gleichzeitig hat es mich neugierig darauf gemacht, was für ein Leben hinter diesem Menschen steckt.
Sehr einfühlsam erzählt der niederländische Autor Jaap Robben sowohl die Geschichte der jungen Frieda, die das Verliebtsein in vollen Zügen genießt als auch die der alten Dame, die am Ende ihres Lebens versucht, die Vergangenheit zu bewältigen.
Beide Erzählstränge haben mich gleichermaßen fasziniert und ich konnte mich in Frieda in jedem Alter sehr gut hineinversetzen.
Der Roman zeigt auf eindringliche Weise, welchen Anfeindungen und Ungerechtigkeiten unverheiratete Schwangere damals ausgesetzt waren. Für mich sagt er aber auch aus, wie wichtig es ist, solche Erlebnisse innerhalb der Familie nicht zu verschweigen. Wieviel einfacher hätte Tobias Verhältnis zu seiner Mutter vielleicht sein können, hätte er ihre Vorgeschichte gekannt.

Fazit
Ein intensiver, berührender Roman eines Autors, von dem man in Deutschland hoffentlich bald mehr lesen kann.