Traurig-schön, aufwühlend, meisterhaft!

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stoepfel Avatar

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Zunächst klingt der Klappentext ja unspektakulär. Junge Frau, Affäre, Bogen zu heute. Man glaubt, die Handlung zu kennen. Dennoch war ich neugierig auf die Leseprobe.

Die hatte mich sofort beeindruckt durch die einfühlsame Schreibweise, die auch beim Lesen des gesamten Buchs erhalten blieb.
Nicht nur das, das Buch packt die Leser:in und schildert eindrucksvoll, dass jede dieser Frauen Konsequenzen trägt. Einen großen Packen davon.
Dabei ist die Handlung an sich nicht vordergründig, es ist eben das, was Ereignisse mit Menschen machen, wie sie sie formen und beeinflussen

Frieda wächst der Leser:in ans Herz, das muss einfach passieren, auch wenn nicht alles, das sie tut, nachvollziehbar erscheint.
Die Erzählstränge nähern sich an und kumulieren in einem Satz, der zumindest mich zu Tränen rührte und noch lange aufwühlte.

Dazwischen eine Geschichte, meisterhaft erzählt mit Blicken auf den aktuellen Umgang der Generationen miteinander, darauf, wie das früher war, welche Wunden wir uns reißen. Darauf, was es heißt, alt zu werden. Was es heißt, eine "Vergangenheit" zu haben, ein Recht auf Schwäche, Verletzlichkeit. Und dass Empathie eine Errungenschaft ist.

Frieda als Tochter. Frieda als Mutter.
Welche Unterschiede, welche Parallelen.
Welche Verletzlichkeit, welche Stärke.
Naiv, optimistisch, ängstlich, verletzt und verletzend.

Und das alles erzählt in einem Erzählstil - einfühlsam, bisweilen witzig - zB wenn es um Friedas Verhältnis zum Internet und Navigationssystemen geht - respekt- und liebevoll, wenn nötig schonungslos und immer spannend.
Dem Autor zolle ich für diese Art der Schilderung einer weiblichen Sicht höchsten Respekt. Sie zeugt von Empathie und sein Entschluss, dieses Thema zu beleuchten und literarisch einfühlsam zu erzählen, ist hoch zu schätzen und sehr gelungen.

Danke für dieses Buch, danke für diese Geschichte, die mich aufgewühlt und beschäftigt hat. Ein Buch, nach dessen Lektüre ich nicht einfach zum Alltag übergehen konnte.