Eier und Veränderungen

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stricki Avatar

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In Kosakenberg verschenkt man Eier, und zwar zu jeder Gelegenheit. Sie dienen als Tauschgeschäft, Abschieds- oder Hochzeitsgeschenk und sie sind eine tolle Einnahmequelle für neugierige Westdeutsche auf ihrem Wochenendtrip in die brandenburgische Provinz.

Kathleen ist wie so viele andere junge Menschen kurz nach dem Studium weggegangen, sie hat nach kurzen Aufenthalten in westdeutschen Großstädten Karriere in London gemacht. Aber ihre Familie und ihre Freundinnen in Kosakenberg zeigen kein Interesse an Kathleens Erfolgen. Sie verfolgen stoisch ihre Ziele, sie leben im Hier und Jetzt, und das ist in Kosakenberg. Die Menschen dort sind eigen, sie zeigen keine Gefühlsregungen, sie reden nicht gern über Gefühle. Kathleens Beziehungen sind in Schieflage geraten, sie selbst belächelt deren Projekte und Ideen, ohne zu merken, wie arrogant das rüber kommt.

Die Sprachlosigkeit auf beiden Seiten ist wie ein Graben, den Kathleen in regelmäßigen Besuchen zu überwinden versucht.

Sabine Rennefanz hat mit "Kosakenberg" ein ruhiges, nachdenkliches Buch über Abschiede, Veränderungen und Heimat geschrieben. Eine tiefsinnige Betrachtung eines Lebenswegs, mit dem ich mich sehr gut identifizieren konnte. Es geht ums Loslassen. Akzeptanz. Schmerz. Anders sein. Sprachlosigkeit und Unvermögen. Kindheitserinnerungen und wie sich alles verändert.

Eine wunderbare Geschichte, die ich gern weiterempfehle.