Goodbye Kosakenberg.

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
literaturentochter Avatar

Von

»Der russisch-französische Schriftsteller Vladimir Nabokov hat einmal gesagt, dass jeder, der seine Heimat verlassen hat, zwei Leben besitzt. Das eine, das man lebt, und das andere, das an dem Ort weitergeht, von dem man weggegangen ist« (S. 11).

Kathleen kehrt ihrem Geburtsort, dem Provinzdorf »Kosakenberg« in Brandenburg den Rücken und zieht nach London, dort lebt sie als erfolgreiche Grafikdesignerin.

Während Kathleen ihr Leben in London glorifiziert und durch das Glücksgefühl, endlich aus Kosakenberg weg zu sein, so einiges aushält, wie beispielsweise eine Liebesbeziehung, in der sie sich total verbiegen soll, ist doch was faul an der Geschichte. Physisch ist Kathleen zwar in London, doch ihre Gedanken driften immer wieder ab, nach Kosakenberg. Als ihre Mutter das Haus verkauft, rüttelt dies auch an Kathleens Emotionen und doch würde sich eine Rückkehr nach Brandenburg wie ein Scheitern anfühlen.

»Der Verkauf des Hauses brachte mich aus dem Gleichgewicht. Für mich war es immer nur in eine Richtung gegangen. Weg. […] Und ich hatte angenommen, dass es sich nicht verändert. Als stünde die Zeit in Kosakenberg still, […] [i]ch hatte das Gefühl, Kosakenberg löste sich auf. Nicht ich hätte die Verbindung gekappt, sondern das Dorf sich von mir losgesagt. Ich hatte mir nie die Frage gestellt, was es hieß, wegzugehen und nicht zurückkommen zu können (S. 84/85).

Geschickt fängt Sabine Rennefanz die Emotionen von Protagonistin Kathleen ein. Ihre Handlungen und ihre innere Gefühlswelt wirken authentisch. Am Ende will der Roman für meine Geschmack etwas zu viel und ich merke wie meine Begeisterung für das Buch nachlässt.

Die Grundstimmung ist melancholisch, das Buch regt zum nachdenken an. Ich-Erzählerin Kathleen wirkt nahbar, ich lese gerne die Stellen, in der ich einen Einblick in ihre Gedankenwelt erhalte.