Rückkehr in die alte Heimat

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schneespur Avatar

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In „Kosakenberg“ von Sabine Rennefanz verlässt eine junge Frau namens Kathleen ihr Heimatdorf im Osten und bricht nach England auf. Wie viele andere zieht es sie zu neuen Orten und Aufgaben, die ihr das Dorf nicht bieten kann. Dabei wechselt sie nicht nur den Ort, sondern auch das Milieu: vom praktisch denken, mit den Händen arbeitenden Milieu von Kosakenberg in das einer Art Direktorin mit Büroarbeit, Künstlerumgebungen und eleganten Parties. Aber lässt man seine Heimat und seine Vergangenheit einfach so hinter sich?

Hätte Kathleen Kosakenberg als Freund in ihrem Facebookaccount, so wäre der Beziehungsstatus wohl: es ist kompliziert. Einerseits ist sie froh, dem alten Haus ihrer Familie mit dem Kohleofen und der Außentoilette und dem Dorf, in dem nichts los ist, entkommen sein, und schenkt den Nachrichten ihrer Mutter, welche ihr die aktuellen Geschehnisse aus dem Dorf berichtet, wenig Aufmerksamkeit. Auf der anderen Seite hat sie eben doch noch ein paar, wenn auch eher schwache, Kontakte in ihre altes Dorf, die sie bei ihren sporadischen Besuchen im Dorf an ihr früheres Leben erinnern und sie dazu bringt, sich und ihren Weg aus Kosakenberg zu hinterfragen.

Sabine Rennefanz zeichnet das Bild einer Frau, die einerseits stark mit ihrem vergangenen Leben als Kind und Jugendliche im Dorf gebrochen hat, aber andererseits weiterhin davon beeinflusst ist. Sie zeigt, dass es sich zuänchst einfach anfühlen kann, seinen Ursprungsort hinter sich zu lassen, dass einen die Vergangenheit aber auch geprägt hat und die Rückkehr in die alte Heimat ein genaues Hinsehen erfordert, um weder nostalgisch zurückzublicken, noch um die Vergangenheit einseitig abzulehnen. Die Autorin zeichnet dabei einen scharfen Kontrast zwischem dem Leben von Kathleen in England und dem Leben ihrer ehemaligen Mitschüler und Verwandten in Kosakenberg. Gegliedert ist der Roman nach den Besuchen von Kathleen in Kosakenberg.

An manchen Stellen hätte ich mir gewünscht, dass die Entwicklung von Kathleen noch stärker herausgearbeitet wäre, auch die letzten Abschnitte des Buchs haben mich nicht ganz so mitgenommen. Mich hat das Buch jedoch zum Nachdenken angeregt und mir hat es sehr gefallen, Kathleen bei ihren Besuchen in die Heimat zu begleiten und mitzuerleben, wie sie mit dem Bruch zwischen ihrer neuen Identität und ihrer alten Identität umgeht.