Vom Wunsch, die Herkunft hinter sich zu lassen

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manjula Avatar

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Die Ich-Erzählerin nimmt uns mit auf ihre Flucht aus der brandenburgischen Provinz, wo sie noch vor 1989 geboren wurde, nach London, wo sie nach dem Studium hinzog, und vor allem auf ihre jeweiligen Fahrten zurück zu ihrer Mutter, dem Haus der Familie im fiktiven „Kosakenberg“ und den ehemaligen Freundinnen.

Die Gestaltung des Buchcovers hat mich erstmal nicht angesprochen. Aber definitiv spielen Eier in diesem Roman eine wichtige Rolle, so dass der Einband dann schon passt.

Der Schreibstil der Autorin ist eingängig. Ich war schnell begeistert und wollte mehr; vor dem Hintergrund anderer Texte von Rennefanz auch in der Hoffnung auf interessante Einblicke in die Leben, Erfahrungen und Empfindungen von Menschen in den ostdeutschen Bundesländern nach der Wiedervereinigung. Allerdings erzählt das Buch eine andere Geschichte, als ich nach dem Text der Verlagsankündigung erwartet hatte - und die ich interessanter gefunden hätte. Dafür kann die Autorin aber ja nun nichts.

Die Handlung dreht sich in weiten Teilen um die etwas problematische und auch widersprüchliche Beziehung zum Heimatdorf, zur Mutter und darum, dass die Ich-Erzählerin sehr stark darauf aus ist, sich möglichst weit von dem Leben abzugrenzen, das sie als Kind und Jugendliche geprägt hat. Ein Schlüsselsatz des Buches ist für mich ihre Aussage über Mary Wollstonecraft: „Mir gefiel, … wie sie ihre Herkunft hinter sich gelassen hatte“. Vielleicht ist mein Problem mit diesem Buch nur, dass ich so etwas gar nicht für möglich halte - die Vergangenheit lässt sich mM zu etwas Neuem (mit)verarbeiten, aber eben nicht ungeschehen machen (und deshalb auch nicht „hinter sich lassen“ wie der Schwanz, den ein Salamander bei Gefahr abwerfen kann). Ob es Absicht der Autorin war oder nicht: Die Protagonistin fand ich am Anfang ideenreich, wirklich sympathisch und sie bot viel Potenzial zur Identifikation. Im Lauf der Geschichte schien mir ihre Gedankenwelt leider immer platter und schablonenhafter.

Dennoch würde ich alles in allem sagen: Die Erfahrungen der Ich-Erzählerin werden in diesem Buch gut lesbar geschildert, und auch so, dass sie sich über weitere Strecken nachempfinden lassen. Insoweit ist der Autorin mindestens eine spannende Geschichte vom Erwachsenwerden gelungen.