Von Herkunft und Heimat

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cococabana89 Avatar

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"Kosakenberg" von Sabine Rennefanz ist ein Buch, das mich sehr bereichert hat. Die Melancholie, die in jeder Zeile mitschwingt, verleiht der Geschichte eine aufrichtige Authentizität.
Als "Wessi" hatte ich bisher keinen starken Zugang zur ostdeutschen Identität. Durch meinen Verlobten beschäftige ich mich nun viel intensiver mit der Thematik. Dieses Buch hat mir einen intensiven Einblick gewährt.
Besonders faszinierend fand ich die Darstellung der Bedeutung von Eiern, gerade auch im DDR-Tauschhandel, was mir nun viele Dinge aus meinem privaten Umfeld klarer macht, inklusive des ungewöhnlichen Covers.
Die Reflexion über Heimat und Identität, hat mich sehr nachdenklich gestimmt.
Die Geschichte von Kathleen, die 1997 Kosakenberg verließ, wird von der Autorin klar und ruhig erzählt.
Ihre emotionalen Erinnerungen und ihre Konfrontation mit der Vergangenheit bei jedem Heimatbesuch haben mich tief berührt.
Die Autorin lässt Kathleen auf ihre Vergangenheit zurückblicken und beschreibt ihre Gegenwart als Grafikdesignerin in London.
Die Darstellungen von Kosakenberg, der Dorfbewohner und der kleinen Details des Alltags vermitteln ein lebendiges Bild von Kathleens Lebenswelt. Die Konfrontation mit den emotionalen Erinnerungen an ihre Heimat und die Begegnungen mit den Menschen dort sind auf eine bewegende Weise dargestellt.
Ihr ständiges Hin- und Hergerissen sein zwischen Vergangenheit und Gegenwart spiegelt die inneren Konflikte wider, denen viele Menschen gegenüberstehen, die ihre Heimat verlassen haben.
Rennefanz versteht es, die Zerrissenheit und Ambivalenz von Kathleens Gefühlen einzufangen und dem Leser nahezubringen. Obwohl mir die Protagonistin nicht immer sympathisch war, z.B. aufgrund des speziellen Humors und der Ironie, die das Buch durchzieht, überzeugt das Ende auf ganzer Linie.
"Kosakenberg" hat mich zum Nachdenken angeregt und wird sicherlich noch lange nachhallen.