Weggehen und wiederkommen

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annek Avatar

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Sabine Rennefanz widmet sich in ihrem Roman "Kosakenberg" erneut einem Thema, das sie schon von verschiedenen Seiten beleuchtet hat - ostdeutschen Biografien, die nach der sogenannten "Wende" vor neuen Herausforderungen stehen. Wie gelingt es, in einem neuen größeren Deutschland ( und hier auch in Europa), Entwicklungsmöglichkeiten und neue Lebensperspektiven zu erkunden und wahrzunehmen, ohne das Leben der Älteren und auch das derjenigen, die an alten Orten bleiben, zu diskreditieren? Sich etwas Neues zu erschließen, bedeutet oftmals auch, wegzugehen, womit eine Entfremdung einhergehen kann, die von beiden Seiten so empfunden wird.
Kathleen wird immer wieder damit konfrontiert, dass Familie und Freunde einerseits ihr gegenüber verunsichert erscheinen, andererseits selbstbewusst ihr Leben gegenüber der abtrünnig Gewordenen verteidigen. Auch ihr selbst wird bewusst, dass sie tiefer verwurzelt ist als gedacht. Sie nähert sich in mehreren Reisen ihrem Heimatdorf "mit einem vagen Gefühl aus Widerwillen und Neugier, Ablehnung und Sehnsucht".
Man liest diese Geschichte mit Anteilnahme. Es gibt kluge Überlegungen, sehr berührende Schilderungen, liebevoll beschriebene Charaktere. Obwohl die ehemalige Heimat immer mehr in den Hintergrund tritt und Neues das Leben bestimmt, eine Rückkehr nicht in Frage kommt, bleibt eine Verbundenheit.
Das letzte kleine Kapitel "Wiederkommen" ist sehr schön.