Wie tief reichen die eigenen Wurzeln?

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Inhalt:
Kathleen hat es geschafft. Als erfolgreiche Grafikerin lebt sie in London und hat ihre Wurzeln zurückgelassen. Das zumindest redet sie sich ein, kommt sie doch aus einem kleinen Dorf tief in der ostdeutschen Provinz. Immer wieder verschlägt es sie in ihre alte Heimat. Dabei fällt auf, dass es wohl doch nicht so einfach ist, seine Anfänge loszulassen…

Meine Gedanken zum Buch:
Sabine Rennefanz hat mit ‚Kosakenberg‘ ein wirklich starkes Buch geschrieben. Über der gesamten Handlung lag eine düster-graue Atmosphäre, welche die Stimmung im Osten der damaligen post-DDR Zeit widerzuspiegeln schien. Dadurch hatte man beim Lesen ein beklemmendes Gefühl, konnte sich aber gleichzeitig aufgrund der intelligenten Schreibweise der Autorin nicht von der Geschichte losreißen.
Die Protagonistin meinte ihre alte Heimat hinter sich gelassen zu haben. Tatsächlich gehen ihre Wurzeln aber so tief, dass sie sie nicht loszulassen schienen. Die Autorin hat dies mit einer großartigen schriftstellerischen Finesse erzählt, die sich durch die gesamte Lektüre zog. Komplexe und festgefahrene Strukturen wurden dabei nicht nur bei der Protagonistin, sondern auch bei anderen Figuren zum Teil mit nur kurzen Passagen, halben Sätzen oder kleinen Andeutungen gekonnt vermittelt. Das fand ich grandios!
Zusammengefasst hat mir das Buch gut gefallen. An manchen Stellen fand ich die Protagonistin zwar etwas zu negativ-pessimistisch (auch wenn dies thematisch gut gepasst hat), wodurch mir manche Passagen etwas langatmig vorkamen. Insgesamt war Rennefanz‘ Schreibstil aber sehr gekonnt und hat die Thematik wunderbar unterstrichen. Jederzeit wieder!

Fazit:
Kosakenberg – ein gelungenes Buch über das Weggehen und Zurückkehren. Eine Leseempfehlung für alle, die gerne gut geschriebene, atmosphärische Bücher voll schriftstellerischer Finesse über die Zeit nach der DDR lesen!